21.02.2016 RC Youngtimer Lauf 5 Essen

Am Sonntag schläft der Mensch gerne lange aus, nicht so der RC-Car-Enthusiast. Pünktlich zur am Samstag bekanntgegebenen Hallenöffnungszeit um 8:00 Uhr bin ich in Essen am Minidrom, doch siehe da, das Fahrerlager ist bereits gut gefüllt, anscheinend öffnete die Halle doch schon zehn Minuten eher. Ich möchte lediglich meinen bereits am Vortag zwischen Jörg H. und Dirk H. reservierten Platz für den Renntag vorbereiten und eine Runde mit dem Tamiya M-06 drehen.

Um 8:45 Uhr die obligatorische Fahrerbesprechung, so junge und coole Typen wie Daniel und Stefan als Rennleiter sind ein ungewohntes Bild in unserem Hobby. Viel zu erzählen gab es nicht, für sämtliche Teilnehmer -so schien mir- war das nicht der erste Renntag ihres Lebens, selbst der jüngste, Frederik, hat schon etliche Rennen auf dem Buckel.


Fahrerbesprechung

Ab 9:00 Uhr werden die fünfminütigen Qualiläufe gefahren, von denen die schnellsten fünf zusammenhängenden Runden zählen. In der Klasse M-Open mit lediglich drei Fahrern werden sich alle für die beste Vorlaufgruppe qualifizieren. In den Klassen TT und M-2WD sieht es schon anders aus, dort möchte man den Rest des Tages mit möglichst Gleichschnellen spannende sportlich faire Duelle ausfahren, wenn die Kerle dann auch noch nett sind, umso besser. Die anwesende Dame im Fahrerlager, wenn auch nicht sonderlich motiviert oder gar ehrgeizig, als auch die Dame an der Zeitmessung sollen hier nicht unerwähnt bleiben.

Fünf aneinanderhängende Runden unter einer Minute gelingen mir mit keinem meiner Fahrzeuge, in der Klasse M-Open kommt der Atomic VM-II Lipo BRE Datsun 510 Bluebird auf den Startplatz 2 hinter Jörg H. (Toms TOP Sabre 4WD mini Renault Alpine) und vor Richard (HobbyKing BSR-Racing M.Rage Lancia Stratos). Wie ich es beinahe schon am Samstag vermutete, lande ich in M-2WD mit dem Tamiya M-06 Alfa Romeo als Sechzehnter von dreiundzwanzig in der drittbesten Vorlaufgruppe, also mal wieder Champions League.


Fahrerlager

In der Auswertungsphase zwischen den Qualiläufen und den Vorläufen verschiebt sich die M-2WD-Vorlaufgruppeneinteilung noch von 7-7-7-2 zu 6-6-6-5, ich bin davon aber nicht betroffen und bleibe in der Champions League. Eine weise Entscheidung der Rennleitung, dadurch bekomme ich Marcus H. und Jörg U. in die Gruppe, waschechte Racer, die im Januar in Dortmund Hanno gezeigt haben, wo der Hammer hängt. Zwar schade, dass Hanno und sein Tamiya M-05 BMW 2002 -mit dem ich mich gerne gemessen hätte- nicht im Essener Minidrom sind, darf ich mich nun im Tagesverlauf mit seinen direkten Widersachern aus Dortmund auseinandersetzen.

Der Renntag in der RC-Youngtimer-M-Open-Trophy ist schnell erzählt. Jörg H. kommt bestens mit dem sehr gepflegten Fahrzeug von Thomas Wo. zurecht, dass Jörg die Strecke kennt ist kein Geheimnis. Richards M.Rage ist sehr schnell, viel schneller als in Dortmund, doch wie bereits in Dortmund lässt ihn das Fahrzeug im Stich, zwei Ausfälle in vier Vorläufen bei nur einem Streicher bringen einen nicht nach vorne. Das Worst Case Szenario, nämlich dass ein ferngesteuertes Spielzeugauto zur Belustigung der Zuschauenden alleine seine Runden dreht, ist Dank dreier Nennungen glücklicherweise abgewendet.

Trotz übler Geräusche (schätzungsweise hinteres Kegeldifferential) hält mein Atomic die vier achtminütigen Läufe durch. Fahrerisch gehe ich nicht an die Grenze, Jörg ist zu gut, als dass es sich lohnen könnte. Ich merke, dass ich mich in der Vergangenheit zu wenig um dieses Fahrzeug gekümmert habe, mein fortan im MSC-Pokal startender Tamiya TT-02 mit der ständigen Ersatzteilbeschaffung ist ein zeitraubender Pflegefall und der Neubau des Tamiya M-06 nahm auch eine gewisse zeit in Anspruch. Mein zweiter Platz zwischen dem excellenten Jörg und dem ausfallgeplagten Richard spiegelt exakt mein Niveau in dieser Klasse.

Lassen wir uns überraschen, wie es mit der Klasse M-Open bis zum Ende der Saison weitergeht? Und kommenden Winter?


RC-Youngtimer M-Open-Trophy: Jörg, Dirk, Richard

Zur Klasse TT kann ich nur soviel sagen, als dass ich dieses Mal mit meinem Tamiya TT-02 Porsche nicht teilgenommen habe, die vier Vorläufe der Gruppe 1 habe ich als Streckenhelfer gesehen. Die Fahrzeuge sind extrem schnell und haben dennoch ein sehr schönes Fahrbild, nur leider scheinen mir die Fahrer zu übermotiviert, hoffentlich hatten sie alle dennoch Spaß. Schlussendlich setzt sich Manfred mit seinem TT-02 Type-S durch vor Dauersieger Ronald, dem einige Male übel mitgespielt wurde, der aber nie aufhört zu kämpfen, sondern stets erneut zur Aufholjagt ansetzt.

Die für mich spannendste Klasse an diesem Tag war zweifelsohne M-2WD, Formel-1 startete mangels Anmeldungen gar nicht. Abgesehen von einigen Trainingsrunden im Minidrom und einigen nicht gewerteten Runden im Januar in Dortmund nun die erste Rennteilnahme meines M-06, welcher Heiligabend den Fuhrpark erweiterte.

In der Startaufstellung im ersten Vorlauf meiner Gruppe 3 (Champions League) steht auf der Pole Position Marcus H. (immerhin Tagesvierter von Dortmund)/M-06 BMW M1, gefolgt von Jörg U./M-03 senfgelber Trabant und Hans-Dieter Budde/M-05 silberner Mini Cooper. Jörg kann ein unerbittlicher Kämpfer sein (Sportlernatur durch und durch) und Hans rückte meinem 4WD-Atomic auf der Dortmunder Messe mit seinem 2WD-M05 ordentlich auf den Pelz. Außerdem stellten die drei bereits im Qualilauf ihr Können unter Beweis, sonst wären sie ja in der Startaufstellung nicht vor mir.

Hinter mir Vierplatziertem noch Ingo (M-05 gelber Datsun 280ZX), der sich mit seinem TT-02 Porsche vergangene Woche beim MSC Pokal von Vorlauf zu Vorlauf steigerte und beinahe mit meinem TT-02 Porsche gleichzog. Last but not least in der M-2WD Vorlaufgruppe drei Stefan, mit dem ich mir im November in Dortmund ein Vorlaufgruppen übergreifendes sehr knappes Fernduell in der RC-Youngtimer-TT-Trophy lieferte und der jetzt in der M-2WD-Trophy mit Richards M-06 und blauer Trabant-Karosserie antritt. Dass Stefan heute richtig was erreichen möchte, sah man bereits im ersten Vorlauf der TT-Trophy, als sein VW-Käfer sich im Positionskampf nicht immer an die Streckenführung hielt.

Der Start ist okay, wir drehen so unsere Runden, ich merke, wie stark mein M-06 im Anzug ist, attackiere aber nicht, sowas geht nie gut, mache aber Druck. Meine Vorderleute sind dagegen recht nervös, Purzelbäumchen hier und Streckenbegrenzung-getroffen da, bin ich bald Erster im Feld. Zugegebenermaßen eine für mich ungewohnte Situation. Weiter an die Grenze gehen und die Führung ausbauen (ist auch gut für den gruppenübergreifenden Vergleich), dabei Fahrfehler riskieren? Oder auf Sicherheit fahren, Distanz zum Verfolger wahren und lediglich die Führung behaupten?

Als alte Sicherheitsnadel riskiere ich lieber keinen Fahrfehler, der das gesamte Feld an mir vorbeifahren ließe. Den zweitpositionierten extrem schnellen Marcus auf Distanz zu halten gelingt mir leider auch nicht, da fehlt mir noch die Coolness, weshalb ich ihn dann doch vorbeilasse, auf der Ziellinie ist er nach 35 Runden fünf Sekunden vor und Jörg mit toller Aufholjagt eine Sekunde hinter mir. Wahnsinns Gruppeneinteilung.


Startaufstellung Champions League Vorlauf zwei: 1. Marcus H., 2. Dirk K. und 3. Jörg U.

Vorlauf zwei dann in der Startaufstellung Marcus, Dirk, Jörg, Hans, Ingo und Stefan. Immerhin schon zwei Plätze gutgemacht, dafür Jörg im Nacken. Ich sehe nur zu, dass Marcus mir nicht wegfährt. Jörg und Hans kämpfen untereinander oder mit der Streckenbegrenzung. Streckenhelfer Tom (mit seinem M-05 in Gruppe 2) sieht ein ganz heißes Rennen, 36 Runden mache ich Druck auf den führenden Marcus, in letzter Runde patzt er und ich ziehe vorbei, worauf ich patze und er an mir vorbeizieht. Mir fehlen am Ende sieben Hundertstel zur 37. Runde, ferner komme ich mit dem Ergebnis allmählich in die Liga von Clubkamerad Marvin.

Den dritten Vorlauf starten wir in der Reihenfolge Marcus, Dirk, Hans, Jörg, Ingo und Stefan, das ist schon beruhigender. Spitzenreiter Marcus und ich haben in Vorlauf zwei den Verfolgern eine Runde abgekauft und ich habe als Zweiter gemerkt, dass Marcus (gleiches Auto, gleicher Motor) keinen Deut schneller ist als ich, im Gegenteil konnte ich im zweiten Vorlauf jederzeit Druck machen. Während Ronald Ride fährt und alle anderen Sweep, konnte ich noch nicht herausfinden, was Marcus für interessante Gummis geklebt hat?


M-2WD Champions League Spitzenduo, zwei Tamiya M-06: Dirk, Marcus H.

Auch ohne diese Kenntnis starte ich gut von Platz zwei, dass ich bereits nach zwei Runden an erster Stelle bin, liegt nicht an meinen 25er Sweep auf der Hinterachse, sondern an Fahrfehlern des Führenden.  Gruppenerster war ich nun schon häufiger im Tagesverlauf, doch noch nie nach acht Minuten auf dem Papier, sollte es im dritten Vorlauf was werden? In Runde elf eine amtliche Massenkarambolage beim Überrunden am Anfang der Geraden, die das Feld wieder zusammenrücken läßt, schon wieder aus der Traum vom Vorlaufgruppensieg? Glücklich aber auch verdient komme ich als Erster aus dem Schlamassel raus. Nicht im Grenzbereich, sondern auf Sicherheit fahre ich meinen ersten Vorlaufsieg des Tages nach 36 Runden in 8:10,33 nach Hause, zwei Sekunden vor Marcus, hihi.

Im Fahrerlager warnt mich Marcus, ich solle mich in Acht nehmen vor dem Anzug seines M-06. Was meinte er? In der Startaufstellung brauchte mein M-06 einen halben Meter bis zur Kehre, seiner zweieinhalb? Außerdem habe ich selbst einen gut beschleunigenden M-06. Ich machte ihm ein Friedensangebot, weil ich mich mit Platz eins in unserer Gruppe anfreunden konnte ebenso wie mit Platz zwei, weiter hinten lieber nicht. Ich würde seinen BMW M1 vorbeilassen, sobald ich im Rennverlauf erkenne, dass er deutlich schneller ist als mein Alfa Romeo, wenn er im Gegenzug mein Alfa-Heck in Ruhe lässt. Unter Sportlern eigentlich selbstverständlich und unnötig zu erwähnen, wollte ich es auch nur mal kurz angemerkt haben. Als Antwort bekam ich, ich solle ihm doch gleich die Pole überlassen. Hallo? Geht's noch? Nein, ich war ihm nicht böse, zu deutlich war an seiner Aussage, dass es sich nur um einen Scherz handeln konnte, obwohl mein zuvor offeriertes Gentlemen Agreement durchaus ernst gemeint war.

Wir stellen uns also auf für Vorlauf vier mit einer für mich extrem seltenen Position, nämlich der Pole: Icke vor Marcus, dem immer besser werdenden Ingo, Jörg, Stefan und dem vorher ausgefallenen Hans. Interessanter als die erste Kehre, die ich nach dem Startsignal sauber umkroch, war da schon die kurze Beschleunigung mit der anschließenden flott zu fahrenden zweiten Kehre. Aber auch die meisterte mein M-06 Alfa Romeo vortrefflich. Lediglich eine Karambolage der Verfolger mit Querschlägern auf die kurze Gerade vor dem Fahrerstand hätte mich jetzt noch bedrängen können, blieb aber zum Glück aus.

Dass mich nach der Schikane sowie dem erfolgreichen Einbiegen auf die Gerade heute keiner mehr kriegt, war ich mir sicher, inzwischen hatte ich die nötige Coolness und Fahrpraxis mit dem M-06, mir von niemanden mehr die Butter vom Brot nehmen zu lassen. Mein zweiter Vorlaufgruppensieg des Tages und -soweit ich mich erinnere- mein erster Start-Ziel-Sieg in meiner RC-Youngtimer-Laufbahn in einem renommierten Feld mit immerhin 7 Sekunden bzw. mehr als einer halben Runde Vorsprung, Wow!

Nach dem letzten Vorlauf wollte Marcus -verständlicherweise- wissen, welcher Bürsten-Regler in meinem M-06 die Carson Cup Maschine beschleunigt? Im Nachhinein fällt mir auf, dass ich ihm unbewusst den Hobbywing Quicrun 1060WP empfohlen habe, der in meinem TT-02, meinem Atomic wie auch in Marvins M-06 ist. Tatsächlich steckt in meinem M-06 der YeahRacing Tritronic 1060WP zwischen Akku und Carson Cup Machine. Beide Regler sind übrigens absolut baugleich.

Die Steigerung von Platz sechzehn im Qualilauf auf am Ende Mittelfeldplatz dreizehn im Feld von dreiundzwanzig Startern bei meiner ersten Teilnahme in der RC-Youngtimer M-2WD-Trophy machen mich sehr stolz, den Pokal bekomme ich aber für Platz zwei in M-Open. Sehr glücklich macht mich auch, dass der M-06 keine Anfangsschwierigkeiten bereitet, das tröstet ein wenig darüber hinweg, dass ich mich mal mit dem lautstarken Atomic intensiv beschäftigen muss.

Sieger der RC-Youngtimer M-2WD-Trophy wird Ronald mit seinem Tamiya M-05 VW-Porsche. Ein Mega-Dankeschön an die Ausrichter vom MSC Essen für das tolle Event. Am Wochenende 19./20. März wird die Entscheidung schwerfallen, MSC-Pokal in Essen oder Youngtimer in Wuppertal?



Jeder schätzt sein Können unterschiedlich ein, mancher bringt sicherheitshalber mehrere Karos mit.


Manfred, Thomas Wo.(RCRT Duisburg), Markus Sch., Sebastian, Tobias (RCRT) und Thomas We. (RCRT)