14.07.2019 Halbes Auto, lange Geschichte

Als Liebhaber ferngesteuerter Modellautos trägt man keine Scheuklappen, sondern schaut sich um, was es so alles Schönes außer dem eigenen Fahrzeug gibt. So bin auch ich eingefleischter Traxxas Slash Fahrer Ende 2012 zu einem Team Associated SC10 gekommen, was ja noch die gleiche Liga ist. Es folgten 2014 Glattbahnmodelle, nach einem Atomic ausschließlich Modelle von Tamiya im Maßstab 1/10, ist schon eine andere Liga als Short Course.

Während Jörgen besser Modelleisenbahn fahren sollte und Jörg in Geilenkirchen stets wie besessen nach den Driftern giert, kommen meine Augen nicht an den Crawlern vorbei, schließlich gab es in Großenbaum einen kleinen Crawlerhang direkt zwischen Fahrerlager und Südring.

Stets höre ich kryptisch klingende Wortfetzen wie Axial SCX10, scheint wohl der Platzhirsch dieser Fahrzeuggattung zu sein, selbstverständlich schaue ich mir das mal im Internet an. Nun, wenn denn die Spezialisten solche Fahrwerke haben, soll es so sein, nur gefällt mir leider keine einzige der beim SCX10 oder SCX10 II möglichen mitgelieferten Karosserien, wobei die Trail Honcho nun nochmal einen Tick spezieller rüberkommt.

Als dann im Duisburger Süden an anderer Stelle auf dem RCRT-Gelände der Scale-Park wächst, Werner, seines Zeichens bereits stolzer Besitzer eines Axial Wraith sowie eines SCX10 seinen Wraith durch einen Gmade Komodo ersetzen möchte, bekomme ich noch mehr Berührung mit dieser Facette des Modellautobaus, indem ich die klar gelieferte Komodo-Lexan-Karosserie lackiere. Was wiederum keine Geheimwissenschaft ist, sondern ebenso eine Fleißarbeit wie bei den Short Corse Trucks oder Tamiya Tourenwagen.

Vom südkoreanischen Hersteller Gmade gibt es neben Werners Komodo einen Sawback mit gleichem GS01-Chassis, nur mit Jeep- statt Pickup-Karosserie. Jeeps und Landrover, ich gebe zu, die Militärausführungen, fand ich als Kind extrem stark. Inzwischen eingefleischter Pazifist, kann ich mir wie Thomas nicht mehr vorstellen, so ein Fahrzeug, wenn auch als Spielzeug, gut zu finden. Davon ab sieht der parkend eigentlich coole Sawback blöde aus, wenn er ohne Fahrer rumfährt, und mindestens ebenso blöde, wenn da irgend so eine steife Puppe auf dem Fahrersitz angefroren ist.

Beschäftigt man sich über den Komodo sowie dem Sawback hinaus weiter mit Gmade, so stößt man auf den BOM. BOM? Und den GOM. GOM? Den GOM übersehen wir einfach und sind wieder beim BOM. Der BOM hat das von Gmade so genannte GS02 Chassis, welches etwas größer als das GS01 Chassis des Komodo ist, vielleicht in etwa so groß wie ein Axial SCX10. Und die Karosserie des BOM ist lediglich eine Pickup-Fahrerkabine mit Gestänge dahinter, nun, sowas haben wir beim Axial SCX10 Trail Honcho auch schon gesehen. Der BOM gefällt mir optisch aber wesentlich besser als der Trail Honcho, zur Technik kann ich nichts sagen, ferner wollte ich zu der Zeit auch überhaupt keinen Crawler besitzen.

Noch mehr komme ich in Berührung mit der Materie, als sich Sohnemann einen RTR MST CMX Chevrolet C-10 Pickup bestellt und ich mir einen MST CFX Bausatz, auf den dann eine Tamiya Landrover Defender 90 Karosserie kommt. Beide Fahrzeuge sind ausdrücklich keine Crawler, sondern Scaler. Doch zugegebenermaßer haben Crawler und Scaler mehr gemeinsam als mit -sagen wir- Short Course Trucks, Driftern oder Märklin H0. Und so fahren Junior und ich gerne mit unseren Scalern am RCRT Crawlerhang, genannt Scale-Park.

Dort sehe ich am Karsamstag zwei mega coole Fahrzeuge, mir ist egal, ob das Crawler oder Scaler sind. Schwarze Toyota Hilux Pickup Fahrerkabinen ohne Ladefläche auf sportlichen Chassis. Die strahlen soviel Sportlichkeit und Dynamik aus im Gegensatz zu Trail Honcho und BOM, die dagegen nur schwer, behäbig und albern aussehen.

Will haben!, nur was ist das und wo gibt es das? Nicht einmal RCRT-Experte Flo von den Crawler- und Scaler-Chaoten kann weiterhelfen, es werden wohl Extremumbauten -auf welchen Plattformen auch immer?- sein. Doch ebenso fällt mir bei der Saisoneröffnung Flo's CrossRC Demon SG4C ins Auge, der ist etwas höher als die zwei schwarzen Supersportler, was im Gelände nicht unbedingt ein Nachteil sein muss, und Flo mit seiner Crawler-Lebenserfahrung lobt den SG4C in höchsten Tönen und kann den nur empfehlen.

Ich gehe schwanger mit dem sehr ähnlichen CrossRC SR4B, bei dem man die Scheiben der Lexankarosserie mit Tamiya PS-31 smoke schön dunkel tönen könnte und nicht wie beim SG4 einen peinlichen Wrestler ans Lenker setzen muss, damit das halb offene Modellauto nicht wie ein Geisterauto rumkriecht.

Den ersehnten CrossRC Demon SR4B finde ich im Internet bei jaspermodellbau.de für einen guten Kurs, doch auf der Seite des begehrten Produktes leider keinen Button, um den Bausatz in den Warenkorb zu legen. Den Händler habe ich schon angemailt, aber keine Antwort erhalten, wenn die mein Geld nicht möchten, kriegen sie es halt auch nicht. Ich kann auch gut ohne den CrossRC SR4B leben.

Am 1. Mai sehen Junior und ich am Crawlerhang neben einem weißen Tamiya Landrover Defender 90 auf MST CMX Chassis noch etliche MST CMX, darunter einen Mitsubishi Pajero (Tamiya Karosserie) sowie einen Toyota Hilux (RC4WD Mojave Karosserie samt Ladefläche). Dem Sohn gefällt der Mojave, ebenso wie die vielen Pickups von Tolli, und wenn meinem Sohn etwas gefällt, vergesse ich spontan, dass ich eigentlich geizig (oder besser: vernünftig) bin, und bestelle wild los. Aber keinen RC4WD Mojave Hardbody für über 100 € oder Tamiya Einzelteile, die in Summe wahrscheinlich auf das Gleiche hinauslaufen. Ich bestelle eine RC4WD Mojave Fahrerkabine, mit etwa 16 € (monsterhopups) ist man dabei. Nur, wie sieht das aus? Auf jeden Fall muss ein Kühlergrill und die Rückseite der Fahrerkabine dran, die beiden Teile (selbstverständlich RC4WD) kommen für 20 $ von Amain aus den USA. Und Minimum ein Lexan-Scheibeneinsatz, alles zusammen doch kein Schnäppchen.

Irgendwann zwischen den vielen Short Course Karosserien für Werner und Jörgen beschäftige ich mich mit dem RC4WD Mojave Hardbody. Ist für mich auch Neuland, das Zusammenkleben der Bauteile und anschließend von außen lackieren. Die Bauteile sind von RC4WD disigned in den USA und nicht von Tamiya Japan, wo immer alles passt, nun ja, ich hatte mal nacheinander mehrere amerikanische Motorräder, die haben dort halt andere Qualitätsmaßstäbe oder -ansprüche.

Selbstverständlich bekomme ich die Fahrerkabine trotzdem zusammen und lackiert, witzig, auf der Baumarkt-Spraydose mit dem Weißlack (Fundstück auf dem Speicher) ist der Preis in D-Mark angegeben, sie funktioniert dennoch einwandfrei. Das traumhaft schöne Blau ist von Aldi-Süd und das schon oft verwendete Matt-Schwarz ist von toom. Das Smoke für die getönten Scheiben gibt es meines Wissens nur von Tamiya (PS-31), aber da lasse ich mich gerne eines Besseren belehren.

Komplexer (für mich ist nichts unmöglich, das Wort unmöglich kenne ich gar nicht) ist die Montage der Fahrerkabine auf meinem gestern von 242mm auf 275mm Radstand verlängerten MST CFX Chassis, Tamiya Landrover Defender 90 bye bye. Natürlich gibt es keine Anleitung und als Scale-Enthusiast möchte ich bestimmt keine Löcher in die Karosserie bohren, um dort die Spieße durchzujagen und mit Splinten zu befestigen. Magnete! Es ist tricky, doch es gelingt schlussendlich nach einem halben Tag intensiver Beschäftigung mit der Sache, in dem Atemzug muss ja auch der Akku weiter nach vorne gelegt werden.

Der MST CFX fährt mit den 98mm Scalerädern (silberne Felgen) trotz des schwachen Profils mittelprächtig bis gut, weil die Reifen extrem weich sind. Mit den bereits im Laufe der Woche am Landrover extrem positiv getesteten 96mm Scale-Crawler-Rädern (sandgelbe Felgen) fährt der CFX Hilux Truggy genial.

Anmerkung des Redakteurs: Es folgen viele Fotos, unverhältnismäßig viele, dafür, dass es sich um ein im wesentlichen Anfang März montiertes Chassis handet, welches schon einige Male mit zwei verschiedenen Tamiya Landrover Defender 90 Lexan-Karosserien gefahren ist, und welches heute lediglich mit einer neuen Karosserie fährt. ABER: Mir gefallen alle Fotos, die bei der Gelegenheit zeigen, wie vielseitig der Scale-Park genannte Crawlerhang in Großenbaum im Duisburger Süden ist, den die Crawler- und Scaler-Chaoten auf dem Gelände des RCRT geschaffen haben und seitdem ständig erweitern sowie pflegen.

google Bilder Hilux Truggy  

 

 

oben/unten: axialracing.com


oben: Foto gmade.net

oben/unten: Beide Fotos von horizonhobby.com
oben: Vaterra Ascender 1968 Ford F-100
unten: Vaterra Ascender 1972 Chevrolet K-10
Es gibt viele Möglichkeiten, ganzes Geld für halbe Autos auszugeben.

Oben, Werbetext horizonhobby.com : Even in the world of extreme off-road enthusiasts, there are varying degrees of devotion. For most, it’s enough to take an SUV or pickup off the streets, lift it, drop in a big-bore engine and hit the trails. Then there are the builders – guys with vision and a blow torch. Not content with the status quo, they cut, weld and create thoroughly unique off-road machines that are as much art as they are feats of engineering. This incredibly scale recreation of a customized, 1972 K10 pickup is a tribute to these visionaries.

oben/unten: die zwei ultra sportlich-dynamischen Kletter-Spezialisten vom Karsamstag.

oben/unten: Fotos cross-rc.com


Internetseite per google gefunden, aber keine Bestellmöglichkeit?


oben: Mojave II komplett 109,99 $, Foto rc4wd.com