24.10.2021 RCK Kleinserie in Essen

Wie schon vor zwei Wochen beim Tamiya Eurocup ist um 8°° Uhr Einlass ins Minidrom. Die Gastgeber vom MSC Essen haben Kaffee gekocht, das Fahrerlager ist bereits gut gefüllt, ich bekomme einen guten Platz (dort gibt es keine schlechten) und möchte einen Akku üben, bevor es um 9°° Uhr mit den fünfminütigen Vorläufen losgeht. Auf der Strecke ist erstaunlich wenig los, auf der Strecke ist überhaupt nichts los! Waren die Streber alle schon am vorgestrigen Freitag oder am gestrigen Samstag hier?

Oder sind die alle so gut, dass sie Üben nicht mehr nötig haben? Naja, gemütlich ankommen, einen Kaffee trinken, Akku laden, Reifen schmieren gehoren auch zu einem entspannten Tagesbeginn. Eigentlich wollte ich so zehn Minuten trainieren, aber so lange brauche ich gar nicht, um festzstellen, dass mein Tamiya TRF419XR 1971 Chevrolet Camaro Z28 und ich heute perfekt harmonieren.

Das edelste Chassis meines Rennstalls, welches ich mir als Sonderangebot im Frühjahr letzten Jahres auf allerwärmste Empfehlung von Jörg besorgte, hat heute Rennpremiere, es wurde nie akribisch abgestimmt außer Experimenten mit Tuningfedern, sondern fuhr von Anfang an Klasse. Mit meiner Rennerfahrung der vergangenen zwei Wochenenden sollte schon nichts schiefgehen.


Fahrerbesprechung mit Lothar, Matthias und Sven.

In der Klasse Vintage TransAm (VTA), für die ich genannt habe, messen sich elf Kerle mit ihren Boliden eingeteilt in eine Sechser- sowie eine Fünfervorlaufgruppe. RCRT Duisburg Clubkamerad Marc und ich kommen in die Sechsergruppe, der Fahrerstand ist entsprechend mit Plexiglasscheiben abgeteilt.

Eigentlich selbstverständlich, aber hier sei es dennoch erwähnt, in unserer Gruppe sind alle extrem harmonisch und es gibt keinerlei Schubserei. Für meinen gelben Kodak-Flitzer und mich läuft es dementsprechend sehr gut, mit 28 Runden in 5:08 werde ich Vierter von sechsen einen Platz vor Marc, ebenfalls 1971 Chevrolet Camaro Tamiya-Fahrer, aber mit einem selbstgefrästen Alu-Unterdeck sowie Kardanantrieb. Ansonsten dominieren die Carbon-Alu-Tourenwagen mit Riemenantrieb unter den typischen Ami-Karosserien.

Abgesehen davon, dass noch zwei Vorlaufdurchgänge anstehen, bin ich erst einmal gespannt, welche Runden/Zeiten die fünfköpfige Vorlaufgruppe liefert und ob ich auf A-Final-Kurs bin? In der zweiten Vorlaufgruppe gibt es etliche Bandeneinschläge sowie Kollisionen untereinander, keiner kommt an die Ergebnisse von Marc und mir heran, werden wir beide im A-Finale sein?


Startaufstellung VTA Vorlaufgruppe 2, Björn, Paolo, Stefan H., Michael und Sascha.

In Vorlaufdurchgang 2 wiederum sehr harmonisch ohne Rangeleien verbessere ich mich auf 28 Runden in 5:05, wieder Vierter meiner Gruppe als auch Vierter des elfköpfigen VTA-Feldes. Obwohl es extrem gut für mich läuft, wage ich eine Veränderung am Fahrzeug, nachdem ein Gang durchs Fahrerlager die Erkenntnis lieferte, dass noch vor mir platzierte Fahrer mit PROTOform statt der von mir eingesetzten HPI Reifen unterwegs sind.


VTA Vorlaufgruppe 1: Marc, Dirk, Jens, Stefan M. und Daniel, unser Sechster ist nicht im Bild.

Gut eingefahrene PROTOform Reifen habe ich dabei und erhoffe mir davon noch eine Verbesserung, die Qualifikation für das A-Finale scheint sicher und dort möchte ich als Sportler soweit als möglich nach vorne kommen. Doch die im dritten Vorlauf eingesetzten PROTOform Reifen sind ein Schuss in den Ofen, habe ich sonst eine 10,5 als beste Runde sowie etliche weitere unter 11, so schaffe ich im dritten Vorlauf gerade eine einzige Runde unter 11 und insgesamt nur 27 Runden.

In der etwa einstündigen Mittagspause bekommen wir Gulaschsuppe von Bastian, Lothar und Matthias teilen am Computer die Gruppen für die achtminütigen Finalläufe ein, ich montiere erneut meine HPI Reifen, stimme dementsprechend die Bodenfreiheit ab und fahre etliche glückliche Minuten, die meisten Runden dabei unter 11 Sekunden.

Was sehen meine armen alten müden Augen beim Betrachten der Finalgruppeneinteilung? Erwartungsgemäß bin ich im A-Finale, doch nicht wie erhofft auf Startplatz 4, sondern auf Platz 5, weil Björn aus der VTA-Vorlaufgruppe 2 im dritten Durchgang ein noch besseres Ergebnis lieferte als ich im zweiten. Und Marc hat es leider nicht ins A-Finale geschafft, obwohl er stets knapp hinter mir war, hat sich Stefan H. aus der anderen Gruppe im dritten Durchgang zwischen uns gemogelt.


Startaufstellung VTA-B-Finale: Marc vor Paolo vor Michael vor Sascha vor Michael.

In seinem ersten B-Finale läuft es für Marc gar nicht, seine Pole Position ist er schnell los und kommt auch nie wieder dran, Dritter wird er und hat nun noch zwei Chancen zu zeigen, wer der Herr im Haus ist. Ab jetzt lässt er sich nicht mehr die Butter vom Brot nehmen, zwei Start-Ziel-Siege sichern ihm den Spitzenrang im B-Finale sowie Platz 7 in der Tagesendauswertung.

Die Stimmung unter den A-Finalisten ist locker, viele kennen sich von anderen Rennveranstaltungen und die Rangfolge scheint geklärt, jetzt nur noch das ganze drei mal acht Minuten runterleiern. Ich persönlich hatte heute noch nicht eine Bandenberührung oder ein kippendes Fahrzeug, so bin ich guter Dinge, dass ich das noch weiter durchhalte bei strammem Tempo, dann kann mein Hintermann Stefan H. mir nichts außer in der Startphase.

In Duisburg Großenbaum bin ich oft der Jüngste, ich vermute, dass ich hier der Älteste auf dem Fahrerstand bin, mal schauen, wie ich mit den jungen Leuten mithalte? Oder bedeutet das (S) hinter meinem Namen gar nicht diskriminierend seniler Senior, sondern Sexiest Man Alive? Dann darf das da stehenbleiben. Und warum haben die Anderen dort ein (E), das steht doch wohl nicht etwa für erbärmliche Erscheinung? Einen besonders erwachsenen Eindruck machen sie jedenfalls nicht, wenn sie so mit ihren Spielzeugautos rumrennen und sich ausschließlich über Akkus, Motoren und Reifen unterhalten? Wie Werner immer sagt, wir haben alle schon ganz schön einen an der Klatsche!

Sven in der technischen Abnahme prüft vor jedem Durchgang die Akkuspannung und mein Intellect 6000mAh HV Stick hat stets die maximale Spannung von 8,40 Volt, dann geht es auch schon los. Hups, ausgerechnet unser Top Qualifier Daniel hat einen Bandenkracher, der ihn nach dreieinhalb Minuten bzw. 20 Runden aus dem Rennen wirft. So rutschen wir alle anderen in unveränderter Reihenfolge einen Platz vor. Dabei bin ich deutliche zwei Runden vor meinem Verfolger, aber nur wenige Sekunden hinter meinen Vordermännern Björn und Jens.

Daniel bekommt seinen Renner zum zweiten A-Finale repariert und lässt wie auch Marc von da ab nichts mehr anbrennen, er ist auch der Einzige von uns, der heute eine Runde unter zehn Sekunden schafft. Auch im zweiten A-Finale ist die Reihenfolge klar und die Überrundeten lassen die Führenden tadellos passieren, mit einer kleinen Sensation. Ich weiß nicht wie es kam, wohl durch einen Bandenknaller oder einen anderen Purzelbaum von Björn, immerhin fahre ich nach 44 Runden eine Sekunde vor Björn über die Ziellinie.

Sollte ich doch noch die Möglichkeit haben, mich um einen Rang nach vorne zu verbessern, Björn hat bessere Rundenzeiten, ich dagegen mehr Konstanz? Im dritten A- Finale gelingt uns Sechsen die erste Kehre am Ende der Startgeraden so gut wie beide Male zuvor, doch auf der Geraden vor dem Fahrerstand ein Crash, ich weiß nicht, wer ihn verursacht hat (ich war es nicht) und wer außer mir noch involviert ist, aber alle fahren weiter (auch der Verursacher), nur mein Camaro liegt auf dem Dach. Wieder auf allen Vieren, sind die direkten Konkurrenten eine halbe Runde weiter und das Spitzentrio bald bei mir zur ersten Überrundung.

Immerhin ist das Auto ganz, auch wenn ich in acht Minuten den Björn bzw. Platz 4 gewiss nicht mehr schnappe, versuche ich doch auf jeden Fall, wieder vor Stefan H. auf meinen fünften Rang zu kommen. Es gelingt mit einer persönlichen besten Runde von mir und der Einlauf des dritten A-Finals spiegelt dann auch exakt unsere Startaufstellung wie auch das Tagesendergebnis.

Bemerkenswert finde ich, dass es weder den-einen-Reifen noch die-eine-Karosserie gibt, sondern dass alle Fahrer ihre eigenen Vorlieben und damit persönliche Erfolge haben. Hat zum Beispiel die 1967 Dodge Dart Daniel zum Sieg verholfen oder hat er mit seinem schnellen Serpent-Chassis sowie seinen Fahrkünsten das Unvermögen der Schuhkarton ähnlichen Aerodynamik mehr als wettgemacht?

Bei nächster Gelegenheit werde ich versuchen, auf meinem bis dahin hoffentlich unveränderten TRF419XR Chassis mit meiner extrem witzigen 1967 Dogde Dart Bluesmobil Karosserie an die Rundenzeiten meiner 1971 Chavrolet Camaro Z28 heranzukommen, wenngleich Jens in den Finals seine in den Vorläufen eingesetzte Dodge durch seine 1971 Pontiac Firebird (ähnlich schnittig wie die 1971 Camaro) ersetzte und damit dann auch deutlich schneller war.

Tausend Dank an Bastian, Lothar, Matthias und Sven, die den ganzen Renntag für uns Fahrer da waren, ohne selbst teilzunehmen.

So geht es weiter mit der RCK Kleinserie West, wo ich stets wieder VTA fahren würde, so ich denn überhaupt teilnehme:
28.11.2021 Bünde / Preußisch Oldendorf
19.12.2021 Hennef
30.01.2022 Ibbenbüren
20.02.2022 Minidrom Essen
20.03.2022 Velbert

Und so geht es weiter im Minidrom, klixdu: [https://www.msc-essen.de/rennen/]

Oben und unten: VTA Martini Racing Team


A-Finalisten Vintage TransAm VTA, genau einmal das gesamte PROTOform VTA Karosserie Sortiment. Vlnr:
Stefan H., Xray 1968 Ford Mustang (blau)
Daniel, Serpent X20 1967 Dodge Dart (rot)
Dirk, Tamiya TRF419XR 1971 Chevrolet Camaro Z28 (gelb)
Björn, Serpent S411 1969 Chevrolet Camaro Z28 (blau)
Jens, Tamiya TRF419XR 1971 Pontiac Firebird (US) und
Stefan M., Xpress J71 (gelb)

 


A-Finalisten Porsche: Jens, Rüdiger, Michael, Thomas und Markus.

Siegerehrung


Porsche: Rüdiger (2.), Michael (1.) und Jens (3.).


GT Sport: Markus (2.), Michael St. (1.) und Michael M. (3.).


Vintage TransAm VTA: Stefan M. (2), Daniel (1.) und Jens (3.).