Das Jahr hat kaum angefangen, geht aber gleich richtig los. Wirklich zufällig bin ich in den vergangenen Tagen auf den Internet-Seiten des MSC Essen gelandet, die vor einiger Zeit aufgepeppt wurden. Dort las ich, dass am 27.12.2015 ein neues Streckenlayout eingeweiht wurde, am 3. Januar erneut trainiert werden darf und Gäste willkommen sind.
Da musste ich nicht lange überlegen, der bislang nur ohne Karosserie auf einem Parkplatz Probe gefahrene Tamiya M-06 soll zeigen, ob das am Küchentisch ausgedachte Setup auf dem Teppich einer waschechten Rennstrecke taugt. Überhaupt kann auch dem Piloten ein wenig Training nicht schaden, der kommenden Samstag keine Zeit hat.
Angekommen bin ich in Essen etwa 10 Minuten nach Streckenöffnung um 13:00 Uhr, auf der Strecke drei Fahrzeuge und das Fahrerlager etwas mehr als zur Hälfte belegt, also nicht so dramatisch überfüllt wie laut MSC-Internetbericht vor einer Woche. Im Gepäck natürlich der M-06 Alfa Romeo, der TT-02 Porsche (beide mit Empfänger und Transponder) sowie der Atomic VM-II Lipo Datsun ohne Empfänger und Transponder, das ließe sich aber flott ändern.
Dummerweise nicht im Gepäck, sondern im fernen Duisburg, mein Werkzeugmäppchen, in dem auch stets meine Karosserieclipse sind, das merkte ich, als ich den TT-02 auf seine erste Fahrt schicken wollte. Glücklicherweise waren ja noch etliche schlauere Kerlchen als ich im Fahrerlager, von denen einer mir vier Splinte leihen konnte. Als Leihgebühr dachte ich an einen Kaffee, nach Erhalt wollte der Kollege mir die Splinte unbedingt schenken. So konnte ich zumindest die Karosserien auf den Chassis befestigen, trauriger stand es um die Setup-Möglichkeiten des nagelneuen Boliden, wollte ich mich doch nicht hemmungslos bezüglich Werkzeug durchs Fahrerlager schnorren und der von den Youngtimern her bekannte MSC-Jörg nicht zu sehen war.
Der Fahrerstand war nicht überfüllt, so wagte ich zehn Minuten mit dem mir bekannten TT-02 auf der mir unbekannten Strecke. Feine Sache! Die Strecke kommt mir schneller vor, dennoch sind die Rundenzeiten höher, anscheinend haben die Streckendesigner die zur Verfügung stehende Fläche besser genutzt und es sind Streckenmeter hinzugekommen? Für mich und den allradangetriebenen TT-02 samt Frontfreilauf sehr flott und fehlerfrei zu fahren, beste Runde 14,50 Sekunden.
Nun, da mir die Strecke nach ca. 40 Runden vertraut ist wie meine Westentasche, darf der nagelneue Tamiya M-06 mit dem Küchentisch-Setup und Asphaltparkplatz-Erfahrung sowie der funkelnagelneuen bildschönen Alfa Romeo Karosserie einen Akku leeren. Na, da hat aber Einer ein Händchen gehabt?! Der heckmotorisierte heckangetriebene 2WD-Wagen läuft wie auf Schienen, geht ab wie Schmidt's Katze und mit zögernd mutigem Fahrstil beste Runde 14,06 Sekunden. Unglück, kein Werkzeug dabei zu haben, Glück, kein Werkzeug zu benötigen, weil der neue Wagen bestens eingestellt ist. Setup beschränkt sich auf Reifenpflege.
Der Nachmittag wird seitens der Gastgeber eingeteilt, stets 20 Minuten Anfänger/Einsteiger, 20 Minuten TT/Formel, 20 Minuten Tourenwagen 17,5T/13,5T und wieder von vorne. Ich sehe zu, während der 20 Minuten TT/Formel meine beiden Fahrzeuge zu bewegen, was gut gelingt. Beide Fahrzeuge schaffen erst 13,8 Sekunden und da das ja alles nicht nur an den Fahrzeugen, sondern ein wenig auch am Fahrer liegt, steigern wir drei uns im Laufe des Nachmittags auf 13,3 Sekunden, wobei das 2WD-Fahrzeug merkwürdigerweise stets ein wenig die Nase vorne hat.
Während der TT-02 Porsche in zu flott gefahrenen Kurven leicht untersteuert, kippt der auf Schienen fahrende M-06 Alfa zwei-/dreimal, sind die nagelneuen gut geschmierten Ride-Reifen dermaßen griffig oder ist der Schwerpunkt zu hoch oder ist das Fahrzeug im Vergleich zum TT-02 wesentlich schmaler? Nächstes Mal werde ich versuchen, die Karosserie eine Stufe runterzusetzen, ohne dass die Reifen in den Radkästen schleifen und vorne weniger Reifenhaftmittel auftragen. Als Sofortmaßnahme werden vorne etwas härtere Federn verbaut. Zur Not könnte ich es allerdings auch mit den etwas kleineren Sweep-Rädern versuchen.
Nach der 15:20 bis 15:40 Fahrzeit packe ich allen Kram ein und weil die Alfa-Karosserie keinen Kratzer mehr abbekommen soll, will ich nur noch um 16:20 mit dem TT-02 Porsche einen Akku leeren und dann verduften. Auch sollte der TT-02 noch einmal die Chance bekommen bei der besten Runde am M-06 vorbeizuziehen
Die Strecke ist während dieser TT/Formelzeit recht leer, also keine Positionskämpfe oder Überholmanöver, nur Ideallinie heizen und der TT-02 macht doch glatt eine 13,00, wobei er aber verdächtig laut ist. Lenken wird auch immer schwieriger und der vernünftige Fahrer nimmt den Boliden von der Stecke. Welch Unglück, die vordere Differenzialabdeckung, damit die Halterung der oberen Querlenker und der Dämpferbrücke ist gebrochen. Könnte ich auch nicht reparieren, wenn ich Werkzeug dabei hätte, außerdem will ich eh gerade heimfahren.
Meine Euphorie ist aber ungedämpft, beide Wagen fahren gut und das neue Streckenlayout schmeckt mir. Die Kollegen im Fahrerlager waren durchweg sympatische Zeitgenossen, größtenteils Hobbyfahrer mit teilweise älteren Chassis, neben denen ich mir schon sportlich ambitioniert vorkomme mit meiner Rennteilnahme kommenden Sonntag. Selbstverständlich waren auch die reinrassigen 1/10-Tourenwagen vertreten, einer davon mit einer passablen gelben Karosserie von Jörg gelenkt. Fahren die Raser unter den Tourenwagen auf der Jagd nach Hundertstelsekunden sonst waghalsige Überholmanöver, so fiel dies heute ob der getrennten Fahrzeit nicht auf, auch glaube ich, dass selbst diese Experten sich mit der neuen Strecke gemächlich anfreunden.
Ich fand den Nachmittag dufte, der Tamiya TT-02 Plastik A-Teile Satz 51527 ist bereits bei d-edition bestellt, sollte also locker vor dem nächsten Wochenende eintreffen. So freue ich mich auf den Sonntag in Dortmund (dann mit eigenen Splinten sowie Werkzeug) und will doch hoffen, dass noch eine Handvoll M-Open zustande kommt?
Durch die gebrochene obere Differential-Abdeckung freie Sicht auf den 3Racing Frontfreilauf.