02.07.2017 Conrad Electronic Offroad Masters Series

Etwa eine Minute nach halb acht bin ich mit dem Skoda in der Buscher Straße, aber ganz bestimmt nicht der Erste. Einige Hartnäckige haben gar nach der gestrigen Feier gezeltet. Putzmunter und gut gelaunt baue ich mein Tischlein unter dem großen RCRT Pavillon neben Jörgen und gegenüber den Wortmännern auf. Rechts neben mir die Camper Nils und Marcel, siehe da, Marcel hat gar keinen Team-C vor der Brust, sondern einen B6D, vernünftiger Junge, will sportlich was erreichen.

Noch bin ich unentschlossen, ob ich meinen Kram auspacken und meine Ladetechnik an Jörgens Kabeltrommel anschließen soll, wird überhaupt gefahren, wenn nicht, wäre die Mühe des Auspackens und wieder Einräumens vergebens? Da hole ich mir doch lieber Frühstück komplett (2 belegte Brötchen plus 2 Kaffee) bei den freundlichen Damen am Küchencontainer und sinniere, wie die Ausgabe der Leihmotoren über die Bühne geht?

Sodann kommt von Rennleiter Jochen die Lautsprecherdurchsage ins Fahrerlager, die Leihmotoren könnten am Conrad-Zelt abgeholt werden. Obwohl hellwach, sehe ich nirgends auf der Anlage ein blaues Zelt mit gelben Conrad-Buchstaben? Noch immer am Frühstücksbuffet träumend, bemerke ich mit etwa einer Minute Verzögerung, dass genau gegenüber dem Küchencontainer in ca. fünf Metern Luftlinie von mir entfernt ein riesengroßer roter Pavillon mit Reedy-Buchstaben steht. Der steht sonst nicht da und trotz seiner Größe ist er mir bei Ankunft auf dem Gelände nicht aufgefallen?

Wie dem auch sei, das wird wohl das von Jochen erwähnte Conrad-Zelt sein. Der Conrad-Mitarbeiter Marcus ist nett und gibt mir einen 80€-Absima Revenge 13,5T Brushless-Motor, lässt sich das weder quittieren noch möchte er Pfand? Mein etwa zeitgleich, also kurz zuvor besorgtes Frühstück muss warten, nun wird gelötet. Bereits im Lauf der vergangen Woche habe ich drei farblich ansprechende Kabel vorbereitet, die kommen ohne Schwierigkeiten an den Absima-Brushless-Motor.

Selbstbewusst biete ich mein handwerkliches Talent auch Tom an, der kommt natürlich mit zwei Motoren und sechs kurzen Kabeln an, für Marvins B4 und für seinen B5. Den LRP Vector X20 13,5T ausbauen und den Absima Revenge 13,5T mit gleichem Ritzel (29, mit 72er Hauptzahnrad macht 1:6,46) wieder in den Team Associated B6D einbauen bedarf keiner großen Worte. Probefahrt gibt es nicht, dafür muss der erste Vorlauf herhalten.

Die Frühstückszeit ist bald rum, Jochen ruft zur Fahrerbesprechung. Einige Dreckspatzen haben ihre Fahrzeuge zu diesem Zeitpunkt bereits eingesaut, obwohl ich wie alle anderen am Samstag nicht übte, verzichtete ich auf das morgentliche Training. Der Renntag beginnt um neun mit der Gruppe Kids/Rookie und danach sind die 2WD-Buggys dran, meine Klasse 2WD Sport gemeinsam mit 2WD modified in einer Vorlaufgruppe.

Nicht alle Kontrahenten schicken ihre Boliden ins Rennen, haben keine Lust auf Fahrzeug putzen und vertrauen darauf, dass die Strecke im Laufe des Vormittags trockener wird und dass die Teilnahme am dritten Vorlauf auch einen Platz im A-Finale bescheren wird. Mit meinem vierten Platz von acht Startern bin ich sehr zufrieden, die Drei vor mir sind erfahrene und talentierte Fahrer, die in ihren Buggys Brushless-Motoren der Baugröße 540 mit unlimitierter Leistung einsetzen dürfen, was im Umkehrschluss bedeutet, dass ich als Vierter aller 2WD-Buggys die Nase vorn habe im Vergleich mit den anderen auf 13,5T beschränkten Buggys. Neun Runden in 7:13, na, die zehn Runden werde ich doch wohl heute knacken?

Helferdienst und Buggy mit dem Kompressor reinigen, Akkus laden und an der Regentonne Lehm aus dem Profil der Reifen schrubben. Heute fahre ich hinten Pro-Line Caliber, Familie Wortmann Pro-Line Hole-Shot und Marcel/Nils Pro-Line Blockade. Erstmalig sind meine zwei Gens Ace 3200mAh LCG Shortys, die vor zwei Wochen für 18 € pro Stück unseren Haushalt bereicherten, im Einsatz, abwechselnd einer im Fahrzeug, und einer am Ladegerät. Mit nur einem Akku und Laden mit 1C wäre die Zeit zwischen zwei Vorlaufdurchgängen arg knapp, habe ich beim Friends Cup in Langenfeld und bei der LRP Challenge in Duisburg mit meinem 2900mAh LRP LCG Shorty bemerkt.

Vorlauf zwei gleicher Einlauf, wieder Vierter von acht, erneut erfolgreichster Pilot eines Absima 13,5T angetriebenen Fahrzeugs und dabei 10 Runden in 7:41, beste Runde 44,8 Sekunden. Ob das im dritten Vorlauf so bleibt? Irgendwann müssen doch die Wortmänner ins Geschehen eingreifen, so sie denn nachmittags die Finale fahren möchten? Nicht dass ich vor den sympatischen Vereinskameraden Angst hätte, aber mit ihrer Erfahrung können sie mir meinen bislang erarbeiteten Platz im Feld (2WD gesamt als auch 2WD Sport) schon streitig machen, auch wenn ich für heute bei recht speziellen Streckenbedingungen zwei Vorläufe mehr Übung auf dem Buckel habe.

Im dritten Vorlauf bleibt die von mir vollkommen unnötig befürchtete Attacke auf meine Position aus, Marvin ist kurz raus, setzt den Vorlauf aber fort und Tom schafft gerade eine Runde, für beide genug, um sich für das A-Finale zu qualifizieren. Auf den drei Plätzen vor mir ein kleiner Wechsel, ich mit meinem B6D aber wie gehabt zum dritten Mal Vierter und wie gehabt Anführer der 13,5T-Sport-Fraktion.

Jochen fährt trotz seiner Nennung die Vorläufe gar nicht mit (und dementsprechend die Finale), es ist keiner da, der ihn in der Zeitnahme ablösen könnte, stünde er auf dem Fahrerstand und die von ihm in der Fahrerbesprechung angedeutete Vollautomatik der Zeitnahme birgt wohl ihre Tücken, sodass Jochen mal wieder den ganzen Tag im Zeitnahmecontainer eingesperrt ist wie schon bei der LRP Challenge. Danke Jochen, für Deinen selbstlosen Einsatz für unser aller Hobby.

In der Auswertungspause/Mittagspause esse ich vom Grill eine leckere Rostbratwurst im Brötchen, Krakauer oder Schweinekamm mit selbstgemachtem Nudelsalat würde es aber auch geben. Die Auswertung der drei Vorläufe ergibt, dass ich bei drei vierten Plätzen in der Vorlaufrangliste (2WD Sport und modified zusammen) Fünfter werde und dementsprechen und demnach von Position fünf die Finale starten werde? Insider wissen, dass alles seine Richtigkeit hat.

Ich bin weiterhin Leitwolf der Gruppe Sport und habe dennoch Ambitionen, im Gesamtfeld von Platz fünf weiter vorzurücken. Die Weisheit besagt, dass man an einem funktionierenden System nichts ändern sollte. Trotzdem, um mit den 2WD modified auf der Geraden halbwegs mitzuhalten, beschließe ich zum ersten Mal seit Besitz des B6D während eines Renntags etwas am Setup zu ändern und ersetze ich das 29er Ritzel durch ein 31er, wodurch sich die Untersetzung von 1:6,46 auf 1:6,04 verlängert. Diese Maßnahme zaubert mir bereits in der Einführungsrunde zum ersten Finallauf ein breites Grinsen aufs Gesicht. Hätte mir also schon im Laufe des vormittags einfallen können, hätte mir wahrscheinlich aber vom Abschneiden keinen Deut weitergeholfen.

Start zum ersten Finale von Position fünf, im Gegensatz zur LRP Challenge vor einigen Wochen absolut zivilisiert. Der B6D von Marcel führt das Feld an, gefolgt von Nils' B4. Dahinter Justin und Thorsten, ich kann gemütlich an fünfter Position fehlerfrei meine Runden drehen, auch wenn Marvin und Tom von ihren Startplätzen 9 und 10 wie zu erwarten inzwischen auf 6 bzw. 7 hinter mir sind. Justin und Thorsten bekabbeln sich in Runde 4, und bekanntlich, wenn drei und vier sich streiten, freut sich der Fünfte, in diesem Fall ich. Respekt, icke auf Platz drei, und das bei dieser Konkurrenz. Doch die Freude währt nicht ewig. In Runde 6 gebe ich meinen Medaillenplatz an Marvin kampflos ab, irgendwie ist er mit seinem B4 hinter meinem B6D bei identischem Motor einfach schneller. Ich fahre weiter, weil es Spaß macht und kriege gar nicht mit, dass Marvin beim Überrunden von Carsten in die Breduille kommt. Dadurch habe ich den dritten Platz im Feld kurz zurück, bis ich einen Fahrfehler über einen Schlauch mache. Der legt meinen B6D weder auf's Dach noch ist sonst ein Helfereinsatz nötig, gibt aber Toms gleichmotorisiertem B5 die Chance vorbeizuziehen. Zufällig steht der zwei Meter vor mir Fahrende neben mir auf dem Fahrerstand. Der sonst so souverän Davonziehende kann sich von mir aber nicht absetzen, statt dessen murmelt er lautstark vor sich hin, sein Akku würde ihn im Stich lassen. Und Tatsache bin ich bald wieder vor, komme als Dritter über die Ziellinie hinter Marcel und Nils mit vier Sekunden Vorsprung auf Tom sowie fünf Sekunden auf Marvin.

Selbstverständlich treten wir nach dem Finallauf unsere Helferposten an, dennoch ergibt die allererste Kurzanalyse, dass an Toms Leistungsabfall nicht ein schlapper Akku schuld ist, sondern sich von seinem Brushless-Leihmotor ein Kabel verabschiedete, welches ich am frühen Morgen anlötete. Na das ist mir mit meinem Sportlerherz aber ehrlich unangenehm, zumal ich Tom mag und als Sportkameraden sehr schätze. Er ist mir aber überhaupt nicht böse und bis zum zweiten Finale ist das Kabel wieder angelötet.

Die längere Untersetzung in meinem B6D ist auf jeden Fall gut und bleibt auch im zweiten Finale, auch wenn die ausgedruckten Rundenzeiten das nicht spiegeln. Während wir zum zweiten Finale auf den Fahrerstand steigend, nieselt es.

Wieder ein sauberer Start, bald ist die Reihenfolge Marcel vor Thorsten und Justin, dahinter Nils und ich gefolgt von Marvin und Thomas. Nils reicht sich dank mehrerer Patzer selbst nach hinten durch. Ich also ab Runde 3 mal wieder Vierter. Marvin und Thomas direkt auf meinen Fersen, aber immer fair. Weil meine Nerven das nicht aushalten, lasse ich Marvin wieder vorbei. Der Nieselregen zu Beginn des zweiten Finales wandelt sich zu einem Schauer, durch die veränderten Streckenverhältnisse lässt die Geschwindigkeit von Marvins B4 merklich nach, mein B6D bleibt konstant und kommt klar wieder an Marvin vorbei. In der letzten Runde profitieren Thomas, Marvin und ich davon, dass Thorsten ausfällt.

Ich also im zweiten Finale heute zum zweiten Mal auf einem Medaillenplatz, dieses Mal hinter Marcel und Justin. Das fühlt sich ja noch besser an als die drei Viertplatzierungen in den drei Vorläufen am Vormittag. Ferner haben wir Teilnehmer der Sportkonkurrenz natürlich im Hinterstübchen, dass ich die Katze im Sack habe. Vorab schon mal Schulterklopfen und Händeschütteln auf dem Fahrerstand.

Da es weiterhin schüttet, stelle ich Fahrzeug und Sender nicht an der Treppe ab, um meinen Helferdienst anzutreten, sondern bringe mein erfolreiches Material zum meinem Tisch halbwegs regengeschützt unter den Pavillon. Im Fahrerlager hören wir über Lautsprecher, dass eine fünfzehnminütige Regenunterbrechung folgt und kurze Zeit später, dass die Rennveranstaltung abgebrochen wird, um die Gesundheit der Helfer auf der rutschigen Strecke nicht zu gefährden. Die Strecke ist zwar nicht befahrbar, aber während der Siegehrung haben wir strahlenden Sonnenschein als Belohnung, dass wir Fahrer den Tag mit den wechselhaften Wetter- und Streckenbedingungen so gut gemeistert haben.

Artig geben wir unsere Leihmotoren ab, natürlich ohne unsere mitgebrachten Kabel, also wieder löten, dieses Mal mit Hilfe von Jörgen. Trotz des vielen Drecks am Fahrzeug finde ich am Motor keine Gebrauchsspuren vom heutigen Tag, die nicht schon heute morgen erkennbar waren, Dank sei der Mittelmotorkonstruktion des B6D. Schön war es heute trotz des Wolkenbruchs, beinahe möchte man kaum nach Hause, doch irgendwann muss man sich von den Vereinskameraden, den netten Frauen und den Gästen verabschieden.

Weiter geht es am 30. Juli mit einem Lauf der DMC Sportkreismeisterschaft West.


Erst einmal Kabel an den 13,5T-Leihmotor löten.


Hasenstreu auf dem Südring


B6D von Marcel


B4 von Nils


Viel Conrad Flair an der Strecke


Fahrerbesprechung durch Jochen


Auf zum ersten Vorlauf! (vorher)


nachher


Meinen Pro-Line Pro-2 habe ich nicht dabei, nächstes Mal.


Jeder Teilnehmer bekommt von Conrad ein Erfrischungsgetränk und ein T-Shirt.


Zum Mittag wie immer lecker Gegrilltes und selbstgemachte Salate.


Mit der #5 in die Finale!


2WD Sport: Björn(5), Marvin(2), Dirk(1), Thomas(3) und Michael(4)


Komplett Team Associated: Marvins B4, Dirks B6D und Toms B5


Short Course: Thorsten T.(2), Thorsten S.(1) und Frank(3)


4WD: Heiko(2), Andreas H.(1), Yves(3) und Andreas L.(4)


2WD modified: Thorsten(4), Justin(2), Marcel(1), Nils(3) und Carsten(5)