1.-5. AUG 2018 Tamiya Euro Cup Deutschland Finale Sonneberg

Seit Herbst reden Jörg und Thomas davon, einmal im Leben beim Tamiya Eurocup Finale in Sonneberg zu starten, wo alljährlich seit 1992 die Deutsche Meisterschaft für ferngesteuerte Tamiya Modellautos ausgetragen wird. Anscheinend neu in der Saison 2017/2018 sind die MAN Race Trucks auf dem bekannten TT-01E Chassis und mit genau diesen Teilen wollen die Sportfreunde nach Thüringen. Wenn zwei so nette Herren dort sind, möchte ich wenn möglich auch da sein.

Der Blick auf den Winterterminkalender des Tamiya Euro Cups West verdrängt den Gedanken aber bald. Dennoch schwirrt die Idee den gesamten Winter über in meinem Hirn. Waren in der Vergangenheit bei Tamiya Wettbewerben stets Bürstenmotoren sowie NiMh-Akkus mit den entsprechenden Blechverbindern vorgeschrieben, was jeden modernen RC-Car-Piloten abschreckt, so gibt es ab der laufenden Saison Lipo-Akkus mit Deans-T-Plug-Connectoren und Brushless-Systeme, wenngleich sensorlos. Dieses Material spricht mich schon eher an.

Truck Racing Vorbilder   

 

 

Als gegen Winterende der Tamiya Frühjahr/Sommer Terminkalender erscheint, entdecke ich einige Termine, die in meinen persönlichen Kalender passen einschließlich Sonneberg und bekomme vom Osterhasen einen Tamiya TT-01E MAN Race Truck für unter 100 € sowie die Carson 18T-sensorless-Brushless-Combo für ebenfalls unter 100 €, dazu Farbspraydosen, den vorgeschriebenen Carson 3400mAh-Lipo-Akko für 30 €, zwei Paar super mini Dämpfer #50746 als auch Kugellager, ein Hobbyking Turnigy 1250TG Servo (7kg/0,06sec) habe ich übrig. Der Bau des Chassis geht zügig voran, aufwendiger ist die Karoserie, man baut und lackiert ja nicht täglich eine aus vier Teilen.

Kahl Schwerlast   

 

 

Würde ich drittplatzierter Trucker der Tamiya Gruppe West hinter den im Winter gefahrenen Jörg und Thomas, wäre ich auf jeden Fall für das Tamiya Euro Cup Finale in Sonneberg qualifiziert, mit egal wie wenig Rennteilnahmen, Hauptsache einer. Doch die Rechnung geht nicht auf, zu meinem ersten Start mit meiner grünen Schwerlastzugmaschine tritt Robert, der im Winter ebenfalls noch nicht Race Truck gefahren ist, mit einem blauen Reinert Sattelschlepper an.

Abgesehen davon, dass Robert in der Geilenkirchener Halle, wo wir doch eigentlich auf Asphalt fahren wollten, schneller als ich war, wird er in der Folge an allen Läufen des Frühjahr-/Sommerterminplans teilnehmen und schon von daher den dritten Platz im Sportkreis West belegen. Mit meinen drei Rennteilnahmen (Geilenkirchen, Lüdenscheid und Druffel), wobei ich selten auf einen Medaillenrang fahre, werde ich Vierter im Westen und blicke von da an regelmäßig auf die Tamiya Internetseite, ob ich dennoch direkt qualifiziert bin für Sonneberg.

Es sieht so aus, als ob der Westen fünf Plätze im geplant 45-köpfigen Truckfinalfeld bekommt, ich also dicke drin. Im Sommerurlaub in Südtirol bekomme ich per E-Mail eine Einladung von Tamiya, die ich nicht ablehnen kann. Während sich die Sportkameraden wohlwissend um ihre Qualifikation bereits frühzeitig um Ferienwohnungen bemühten, werde ich in Sonneberg gleich gegenüber der Rennstrecke zelten.

Neben mir und meinem Race Truck sind von der Tamiya Gruppe West in Sonneberg:
Georg, Top Stock & M-07
Jörg, Top Stock & Race Truck
Markus, M-Chassis & M-07
Nico, Top Stock
Robert, Gentleman & Race Truck
Thomas, Top Stock & Race Truck

Anreise bereits am Mittwoch, den 1. August, schließlich möchte ich den offiziell als Trainingstag deklarierten Donnerstag voll genießen, weil ich von Duisburg nach Sonneberg trotz einer Verzögerung bei Würzburg gut durchkomme, kann ich sogar am Mittwoch noch zwei Akkus fahren, bevor die Strecke pünktlich um 18:00 Uhr schließt und ich beginne, mein Zelt aufzubauen.

Nun möchte ich um 19:00 Uhr noch nicht schlafen, weshalb ich mich zu Fuß zum Hallenbad aufmache, welches zwar am anderen Ende des Ortes liegt, dafür täglich bis 21:00 Uhr geöffnet hat. Am Donnerstag soll ab 8:00 Uhr Training erlaubt sein, ich bin aber schon vor 7:00 Uhr an der Strecke und kann alleine fahren. Der Pavillon von Thomas und Jörg hat in der Nacht bei starkem Wind gelitten, er kann aber nach rustikaler Reparatur die kommenden Tage seinem Zweck entsprechend genutzt werden.

Mein MAN fährt gut, am Setup ist eh nicht viel zu machen, höchstens testen, ob mit oder ohne Reifenhaftmittel? Zwischendurch dürfen wir einchecken, was heißt das Nenngeld abgeben, die Gebühr für den Zeltplatz entrichten und Material kaufen, welches für die jeweilige Klasse vorgeschrieben ist, im Falle von Truck ist das lediglich ein 3400mAh-Lipo-Akku für 35 €, ein rotes T-Shirt gibt es geschenkt.

Das freie Training ist ein hartes Geschäft, es sind viele Mitbürger auf dem Fahrerstand als auch Fahrzeuge auf der Bahn, mit dem Race Truck ist man schneller als Stock und Top Stock, aber langsamer als Gentleman, M-07 oder Euro TW. Jörg sinniert, ob es wohl lustig sein würde, dort mit einem 17,5Turns-GT samt Untersetzung 1:5 durchzupflügen?

Ich habe ein GT-Chassis samt Empfänger griffbereit, von Thomas bekomme ich Karosserie und Reifen, ja, welch eine Gaudi. Mit den 16Turns-Gentlemen  (Untersetzung 1:5,7) kann man auf Augenhöhe um Position fahren, lediglich die 14Turns-Euro TW muss ich passieren lassen.

Ein sehr heftiger Schauer zwingt uns zur Mittagspause, anschließend wird in Gruppen, die identisch mit den Vorlaufgruppen FR/SA sind, trainiert, sogar mit Uhr und Aushang, damit man schon mal weiß, wo man steht. Nach unserem Training bekommen wir Trucker für unsere Klasse spezifische Instruktionen zum Ablauf der technischen Abnahme, wie auch die anderen Klassen nach ihrem jeweiligen Training.

Am Freitag nach einer Nacht im Zelt mit Sturm und Regen haben wir drei Vorläufe, ärgerlicherweise ist Thomas mit seinem Race Truck in Gruppe 12, Robert und ich in Gruppe 13 und Jörg in Gruppe 14. Zuvor aber erst einmal Fahrerbesprechung, wo wir erklärt bekommen, wie das mit dem Strom messen vor dem Race genau abläuft, und wo wir nach dem Race unseren Truck zur technischen Abnahme bringen und natürlich im gleichen Atemzug unseren Helferposten mit festem Schuhwerk statt Flip Flops beziehen müssen, damit der soeben beendete Lauf nicht gestrichen wird. Na da bin ich ja mal froh, dass ich nicht Doppelstarter bin.

Am Freitag gelingen mir auf Anhieb zwei Vorläufe mit 20 Runden in 8 Minuten, Jörg versucht es anschließend auch mit Reifenhaftmittel. Wir denken, dass wir unsere ältesten Reifen nehmen, stets mit Reifenhaftmittel schmieren und mit Bremsenreiniger putzen, sodass die Pellen weicher werden, im Durchmesser zulegen und damit schneller werden auf dem Tamiya Race Way, der hauptsächlich aus Vollgasabschnitten besteht.

Thomas mag partout nicht schmieren, ihm gefällt aber das Fahrbild meines MAN und übernimmt mein Dämpfersetup, Einlochkolbenplatte und 40wt- bzw. 500cst-Silikondämpferöl. Für ihn sieht es nach drei Vorläufen so aus, als käme er ins A-Finale der 15 besseren von 30 Truckern.

Am Freitag Abend von etwa halb acht bis zehn Uhr die große Show, das 2,4h-Nonstop-Langstreckenrennen der Tamiya TT-01E MAN Race Trucks die Strecke mal anders herum und mit Beleuchtung, weil es in der letzten Stunde doch schon sehr schummrig ist.

Die Westler sind lediglich Zuschauer mit Gegrilltem und zwei Erfrischungsgetränken vom Hause Tamiya. Auch ohne selbst zu lenken, haben wir viel Freude, den immerhin 15 angetretenen Teams beim Fahren zu beobachten. Natürlich sinniert man, irgendwann mal einen beleuchteten Truck der Gruppe West ins Rennen zu schicken, aber ganz ehrlich fand ich es am Ende doch sehr dunkel, sodass ich mir kaum vorstellen kann, dass es Spaß macht, den LKW krampfhaft bei amtlicher Geschwindigkeit auf der Bahn zu halten und Kollisionen zu vermeiden.

Am Samstag ist es tagsüber so sommerlich wie am Freitag, die drei Vorläufe plätschern so vor sich hin, das Prozedere mit der technischen Abnahme haben wir schon im Blut, Jörg kommt auch auf 20 Runden, was mir aber nicht mehr gelingt. Als Einzelstarter habe ich Zeit, Georg einen Streckenhelferdienst abzunehmen, er hätte sonst mit Fahren/Helfer/Fahren/Helfer ordentlich zu tun speziell mit den technischen Abnahmen drumherum.

Weil es am Samstag sehr heiß ist, laufe ich hauptsächlich mit FlipFlops im Fahrerlager. Bei einem Vorlauf war ich gar mit FlipFlops auf dem Fahrerstand, was mir beim Treppensteigen auffiel, na da hatte ich schön Rennerei nach dem Race, meinen Truck zur technischen Abnahme, mit FlipFlops zu meinem Schraubertisch gesprintet und mit festem Schuhwerk (Joggingschuhe) wieder zur Strecke auf meinen Helferposten.

Am Samstag Abend wissen wir, dass wir vier Truckpiloten aus Nordrhein-Westfalen am Sonntag gemeinsam im B-Finale um die Plätze 16 bis 30 streiten werden, wobei Thomas als 16. des Gesamtfeldes nach sechs Vorläufen zweimal mit der #1 von der Pole Position starten darf, Robert 4., Jörg 8. und ich #9.

Entgegen den Tagen zuvor und habe ich keine Lust mehr zu schmieren, Thomas macht das eh nicht und Jörg bleibt jetzt dabei. Werden die A-Finale dreimal gefahren, dürfen wir Trucker lediglich zweimal. Im ersten B-Finale ist mein Truck gleich hinter Jörgs wesentlich schneller, das ist auf der Geraden witzig zu sehen, im Infield müssen wir uns durch Karambolagen in den Schikanen quälen. Robert und Jörg werden dadurch aufgehalten, ich komme stets gut durch.

Thomas kann sich an der Spitze nicht absetzen, sondern wird abseits der Strecke im Gras steckend durchgereicht. Zeitweilig bin ich an Position fünf im Feld und somit Bester aus dem Westen, Jörg kann aber aufholen, wird schließlich Fünfter und ich Siebenter, sprich Zweitbester aus dem Westen. Ist nur eine Momentaufnahme, schließlich folgt noch das zweite B-Finale.

Aber auch hier kann sich Thomas nicht vorne behaupten, ebenso wird Robert nach hinten geworfen und dass Jörg eine ganze Weile hinter mir ist, liegt wohl daran, dass ich ihm auf der Geraden einen kleinen Schubser gab, was kann ich denn dafür, dass mein Truck dermaßen schnell ist? Jörg findet aber glücklicherweise bald ins Rennen zurück (sonst hätte ich noch ein schlechtes Gewissen gehabt) und wird Vierter, bei aufgelockertem Feld und mit fairen Überholmanovern werde ich ohne eigenen Fahrfehler Zehnter, Robert und Thomas noch hinter mir.

Bei einer Massenkarambolage zu Beginn wurde ich zwar entgegen zur Fahrtrichtung gedreht, von einem nachfolgenden Fahrzeug aber wieder in Fahrtrichtung geschubst. Dabei und in den davor absolvierten Wettfahrten ist an keinem unserer TT-01E Trucks etwas kaputtgegangen. Es ist 14:30 Uhr und ich beschließe, die Siegerehrung um 16:00 Uhr nicht abzuwarten und noch eine Nacht zu zelten, sondern fahre heim nach Duisburg, wo ich mir dann selbst ausrechnen kann, dass ich Achter des B-Finals sein muss bzw. 23. aller 30 Truck-Piloten.

Alle Finalergebnisse   


Donnerstag, 2. August 2018

7°° Uhr, Erster!

Kleine Top Stock Karosseriesammlung von Thomas, oben fehlt die Ferrari.


Links Thomas, rechts Jörg.


Sonneberger Rathaus


Freitag, 3. August 2018 drei Vorläufe.


Fahrerbesprechung


Top Stock, Akkuspannung messen vor dem ersten Vorlauf.

Mein Tischnachbar im Fahrerlager, Nico, startet mit einem TA-07 in Euro TW. Oben sein TT-01, mit dem er in Top Stock antritt, wo er mit Jörg und Thomas in die Vorlaufgruppe 7 eingeteilt ist. Gefühlt die Hälfte aller Top Stock Chauffeure fährt diese NSX 2005 Karosserie #47353/51245, gefolgt von Raikiri.


Top Stock Vorlaufgruppe 7


Race Truck Vorlaufgruppe 12 mit Thomas #11.


Race Truck Vorlaufgruppe 13 mit Robert #1 und Dirk #7.


Race Truck Vorlaufgruppe 14 mit Jörg #1.


Top Stock, Jörg #10 und Thomas #11.


Zuschauer beim 2,4h Truck Race.


Samstag, 4. August 2018 nochmal drei Vorläufe.

Meine Scirocco Karosserie, darunter das LRP-Vector-X20-17,5-Turns-sensored-brushless motorisierte GT-Chassis mit der Untersetzung 1:5,11 zum 16T-Gentlemen (1:5,7) jagen.


Gentleman Vorlaufgruppe mit Robert, weiß #3 bzw. Vierter von rechts.

Die Teilnehmer der Gruppe West.


Hinten: Markus, Thomas, Robert, Jörg sowie Dirk, vorne Georg und Nico.


Sonntag, 5. August 2018 zwei B-Finale.


Wie jeden Tag einer der Ersten an der Strecke,
am Tag der Finale selbstverständlich im Vereins-Shirt.


Startaufstellung A-Finale.


A-Finale Euro-TW, #7 mein Tischnachbar im Fahrerlager Nico.

Zwei exotisch lackierte B-Finalisten Euro TW (Unten Marco?). In Euro TW übrigens die mit Abstand beliebteste Karosserie #1825486/84142 noch vor NSX 2005.

B-Finale Top Stock mit Thomas #11 und Jörg #13.


Fahrerstand B-Finale Top Stock,
Thomas dritter von links, Jörg sechster von rechts.


B-Finale Race Truck, Dirk #9, Robert #4 und Jörg #8,
Thomas #1 bereits beim Einfahren.