19.10.2018 Die wahre VW Geschichte

Wie alle im Nachkriegs- und Vorwende- Westdeutschland aufgewachsenen Knaben besaß auch ich Modelle von Matchbox und Siku, wenngleich die hier abgebildeten erst im jungen Erwachsenenalter Ende der Achtziger auf diversen Flohmärkten von mir erworben wurden und seitdem in meinem Besitz sind. Mein erster ferngesteuerter Geländewagen nach einigen (langweiligen) Schiffen war Anfang der Achtziger der Kyosho Scorpion im Vertrieb von Graupner.

Vom Preis her hätte es aber genauso den Tamiya Rough Rider bzw. den Sand Scorcher treffen können, nur fand ich den Scorpion rennorientierter aufgebaut. Wie der Rough Rider ist der Scorpion ein Modell eines Wüstenbuggys, einsitzige (selten zweisitzige) Umbauten auf Basis von VW Käfern. Wer mit dem Begriff Sand Scorcher etwas anfangen kann, weiß, dass dieser Hinweis in diesem Fall überflüssig ist.

Mein Bruder als Sparfuchs gönnte sich seinerzeit den Tamiya Holiday Buggy, aber in seinem Herzen schwärmte er wohl weiterhin vom Sand Scorcher, zumindest kaufte er sich im Zubehör eine weiße tiefgezogene ABS-Käfer-Karosserie, welche er von außen rot ansprühte und und mit den beiliegenden hellblauen Fensteraufklebern versah. Der Radstand dieser Karosserie war zwar kürzer als der seines Holiday Buggy, aber mit beschnittenen Kotflügeln sah das cool aus.


Matchbox N° 15 Volkswagen 1500

Richtung Volljährigkeit waren dann Modellautos nicht mehr so wichtig, in den Focus rückten Führerschein und echte Kraftfahrzeuge. Im Frühsommer 1985 durfte ich mir in der Fahrschule in der Weißenburger Straße in Berlin Spandau aussuchen, ob ich meine Stunden mit einem VW Golf Diesel Schaltwagen oder mit einem BMW 3er Benziner Schaltwagen machen möchte? Ich entschied mich, wie alle Leser dieser Zeilen dies an meiner Stelle getan hätten. Nach zwei Doppelstunden saß ich doch im Golf Diesel, der Fahrlehrer berichtete mir, MEIN BMW sei kaputt, er und die/der betreffende Fahrschüler/in seien nicht schuld an dem Unfall, sondern ein anderer unachtsamer Verkehrsteilnehmer, ob ich das glaube ist genauso egal wie ob MEIN BMW verschrottet wurde oder ewig lange in der Werkstatt weilte, zumindest machte ich auch meine Prüfung im Spätsommer mit dem Golf Diesel und danach war mir das eh alles egal.

Das erste Auto, mit dem dann weitere Erfahrungen gesammelt wurden, war Vaters dunkelgrün metallic VW Passat Benziner 5-Gang-Schaltwagen Viertürer mit Fließheck, Besserwisser sagen dazu Fünftürer.

Wenig später kaufte mein Bruder ein blutoranges 1973er Karmann Ghia Coupe mit Zweigangvariomatic.


Siku VW Porsche 914

Natürlich wollte ich auch ein Auto mit Charakter, bei Probefahrten fuhr ich unter Anderem einen Fiat 127 Coupe, eine BMW Isetta, einen Triumph Spitfire Cabrio und einen VW Porsche 914, bis ich mich für einen VW Typ 3 Baujahr 1970 mit Fließheck in savannenbeige entschied, 1500ccm und 45 PS.


Mein erstes eigenes Auto.

Dieser verbrauchte innerstädtisch 16 Liter Benzin auf 100 Kilometer, und wo außer innerstädtisch bewegt man sich schon großartig als Westberliner? Dieser Wagen wäre also auf Dauer mein finanzieller Ruin als Auszubildender geworden. Immerhin ist der Wagen dreimal durch die Zone (Transitautobahn/SBZ/DDR) nach Hannover gefahren, Weibergeschichten.


2x Matchbox N° 67 Volkswagen 1600 TL

Mit Vaters VW Passat fuhren mein Bruder und ich 1987 bis nach Wien (Verwandtschaft), von da aus zum Gardasee sowie nach Budapest (Weibergeschichten) und von Budapest aus noch weiter bis zum Balatonsee. 1988 wollte ich mit dem VW Passat an die französische Mittelmeerküste, der Wagen kam aber lediglich bis Braunschweig, bei Sturzregen dreht sich vor mir auf der Autobahn ein BMW dank Aquaplaning, ich mit 60 km/h Vollbremsung und trotzdem volle Lotte in den rein, kein Mensch verletzt, aber zwei Fahrzeuge Totalschaden.

Weiter nach Südfrankreich mit einem Opel Kadett Leihwagen mit Katalysator, lustig oder auch nicht, das Tankstellennetz mit bleifreien Zapfsäulen war in Frankreich seinerzeit sehr dünn gesät und es glich russischem Roulette, ob man die nächste Autobahntankstelle erreicht, die bleifrei hat. Nur zu Erinnerung: 1988 gab es noch keine Navigationsgeräte und noch lange kein mobiles Internet, lediglich Karten und Schilder an der Autobahn.

Von Ende der Achtziger bis in die Neuziger hatten mein Vater und mein Bruder auf meinen Namen ein VW Käfer 1302 Cabriolet angemeldet, anfänglich war ich zu einem Drittel an dem Projekt beteiligt, stieg dann aber mangels Nutzungsgelegenheit, Umzug von Spandau nach Neukölln, aus. Der Wagen hatte Charme und wurde gelegentlich für Hochzeiten verliehen, gehört aber schon lange nicht mehr zur Familie. Irgendwie hängt mein Vater aber an der Sache und fährt aktuell einen VW EOS.


Siku

1996 war ich in Los Angeles CA (wo ich mir einen Totenkopf stechen ließ), San Diego CA und Tijuana MX (wo ich mir Cowboystiefel aus Pythonleder kaufte), dort lieh ich mir am Flughafen bei Interrent (oder war es Sixt) einen Volkswagen Sedan, hört sich hochtrabend an, war aber in Wirklichkeit ein grüner VW Käfer, also genau das, wonach ich suchte. Mit dem wollte ich bis zur Südspitze der Baja California nach Cabo San Lucas, kam aber nicht einmal halb so weit, weil sich der Regler in Bahia de Los Angeles verabschiedete. In Bahia de Los Angeles gab es damals genau ein Telefon, in einem Supermarkt, von wo aus ich die Autovermietung in Tijuana anrief, um mich zu erkundigen, in welcher Werkstatt man mir weiterhelfen könne? Keine, also umdrehen nach Tijuana und bei jeder Tankstelle und bei jeder Übernachtung fragen, ob die mal eventuell die Güte haben, die Autobatterie zu laden, die Lichtmaschine tut das ja nicht mehr. An eine Übernachtung kann ich mich noch erinnern, das war in Cataviña, leider wollten die von der Tankstelle und die vom Hotel nicht die Autobatterie aufladen und der für 10 US$ wohlgesonnene Mechaniker hatte in der Nacht einen Stromausfall. Und überall Wüste. Habe den Wagen ordnungsgemäß in Tijuana am Flughafen beim Autoverleih abgegeben, aber fragt nicht, wo ich meine grauen Haare her habe.

Im neuen Jahrtausend kam ich meiner Herzdame näher, Dank ihres bei Volkswagen Kassel beschäftigten Bruders einen blauen VW Golf fahrend dem Konzern verbunden. Nach meinem Umzug von Berlin nach Duisburg erhöhte ein gebrauchter roter VW Polo meine Flexibilität/Mobilität auf dem hiesigen Arbeitsmarkt in Ergänzung zu meinem schwarzen Motorrad amerikanischer Herkunft.

Auch wenn wir inzwischen keine Volkswagen mehr fahren, sondern gerade einen Skoda durch einen Seat ersetzt haben, sind wir doch weiterhin Volkswagenfans. Da alle Hersteller bei den Dieselabgaswerten betuppen, ist es doch wurscht, ob VW mehr oder weniger als die anderen betuppt. Und Fans nostalgischer VW Käfer geht das sonstwo vorbei.

Als solcher baute ich mir 2015 im Rahmen der aufkeimenden 2WD 17,5T Käfer Hysterie auch einen, die Farbe und das schlichte Theme meines Erachtens mehr als gelungen. Das verwendete Hobbyking Chassis bringt's aber nicht, 2016 wird es ersetzt durch ein Team Associated B6D, welches bislang hauptsächlich mit 13,5T und ausschließlich ohne Knottis beschnittene Käfer Karosserie flink unterwegs ist. Den VW Käfer Virus bin ich aber noch nicht los. Und dem Volkswagenkonzern bleibe ich als Modellbauer weiterhin gewogen, für den Scirocco Cup des MSC Essen kreiere ich im Herbst 2017 meine handwerklich aufwendigste wie gelungenste Karosserie, was die Juroren der 2018er Tamiya-Karosseriewertung in Sonneberg aber nicht im Geringsten interessiert.

Dort war ich im August mit sehr netten Kameraden der Tamiya Gruppe West beim Deutschland Finale in Sonneberg/Thüringen mit einem Tamiya TT-01E MAN Race Truck. Das waren fünf Tage, die mir -eventuell auch Dank des Wetters- sehr angenehm in Erinnerung geblieben sind, weshalb eine Wiederholung 2019 anzustreben ist, dann aber als Doppelstarter, damit man was zu tun hat.

Nur den ganzen Tag chillen und warten, dass Truck wieder drankommt, ist doch ein langatmiges Geschäft. Neben Truck möchte ich 2019 in der Klasse Gentleman antreten und habe auch schon die passende 16T Combo, nur noch kein entsprechendes Chassis für meine Mercedes AMG GT3 König Pilsener Karosserie. Deshalb habe ich die 16T Combo vorläufig in meinen Tamiya M-05 Ver.II PRO gebaut und so die Option, neben Truck statt Gentleman M-Chassis zu fahren.

Das M-05 Chassis hat derzeit einen Radstand von 225mm und die Honda CRX Karosserie, wohingegen Experten auf langgezogenen Außenstrecken wie speziell auch in Sonneberg 239mm empfehlen. Mein M-05 ließe sich umgehend von 225 auf 239 mm Radstand verlängern, nur habe ich keine Karosserie dafür, die schon arg mitgenommene seinerzeit bildschöne Alfa Romeo Giulia Sprint meines M-06 hat ebenfalls 225mm. Als Neuerwerb bietet sich die mir gut gefallende schnittige Mazda RX-7 (51451) sowie die mir wenig zusagende, aber in Sonneberg in erster Linie eingesetzte neue Mini Karosserie (51335) an.

Und um den roten Faden nicht zu verlieren gibt es für M-Chassis von Tamiya eine VW Käfer Karosserie (84185) mit 239mm Radstand, mit der aktuell der M-06 als auch der MF-01X (Allrad M-Chassis) ausgeliefert werden.

Bereits im Februar 2017 habe ich in Wuppertal im Rahmen der Youngtimer-M-Trophy bestaunen dürfen, wie diese Käfer (eigentlich Heckantrieb) auf M-05 Chassis (Frontantrieb) nicht ganz stilecht dennoch richtig flink unterwegs sind, zumindest sind die Hannos BMW (M-05) und meinem Alfa Romeo (M-06) amtlich weggefahren. Will haben!

Unendlich viele Themes schwirren durch meinen Kopf, z.B. Sand Scorcher, Resto Cal Look mit peppigen Farben wie Flamingo, Türkis oder Orange mit cremefarbigen Seiten, wie damals mein rotes Cabrio oder blau wie mein Buggy oder Herbie.

Herbie haben aber schon andere gekonnt umgesetzt.

Endgeil fand ich in den Siebzigern auf der Straße auch stets einen lemongelben 1303 mit schwarzer Front- und Heckhaube.

Dennoch bin ich auf der Suche nach einem Vorbild, das nachzugestalten sich lohnt, ganz vage auch im Hinblick auf die Karosseriewertung in Sonneberg 2019. Was dann wiederum zur Folge hätte, dass ich eine Karosserie herstellen würde, die tatsächlich nicht auf meinem 239mm-M-05-Chassis zum Einsatz kommt, ich also weiterhin mit Radstand 225mm und Honda CRX unterwegs wäre oder mir zum Fahren noch eine 239mm-Karosserie lackieren müsste, worauf es wohl hinauslaufen wird.

Als Vorbild für einen rennsportorientierten Volkswagen finde ich einen 1959er Käfer, der im Jahr 2007 an der Rally Peking-Paris teilgenommen hat in Erinnerung an die erste Fahrt dieser Art im Jahr 1907. Schwierig ist es, eine passende Sprühfarbe zu bekommen, davon abgesehen ist die Stoßstange des Tamiya-Karosserie-Bausatzes üppiger/amerikanischer als benötigt (halt Export).


vlnr: Revell Nato-Oliv, Tamiya TS-5 Olive Drab1, Oliv Ral6003 und Reseda Ral6011

Als Modellbauer gebe ich mein Bestes, von den schrägen Frontscheinwerfern des 59er Vorbilds ist mein End 60er/Anfang 70er Tamiya-Käfer aber weit entfernt, im Großen und Ganzen erwische ich den Style mit dem mir vorliegenden Stickerbogen aus England meines Erachtens ganz gut.

Laut Tipp von Knotti an Jörg U. hält Tamiya TS Sprühlack auf Lexankarosserien, wenn man diese ein/zweimal von innen mit Tamiya PS-55 einsprüht. Ich habe das gemacht, aber ob das den harten Rennalltag aushält, wird sich demnächst nicht feststellenlassen, weil diese Karosserie gar nicht an Rennen teilnehmen soll, sondern lediglich an der Karosseriewertung/Scale 2019 in Sonneberg.


Schuco VW411