12./13.09.2020 Großer Preis von Druffel

Ende Juli bekommen wir von Christian eine Mail aus Druffel, in der er uns zu einem geselligen Rennwochenende einlädt, bei dem der Spaß im Vordergrund stehen soll. Zugelassen sind einzig Tamiya Race Trucks, also genau das Modell, mit dem Christian regelmäßig im Tamiya Euro Cup antritt, woher wir Christian auch kennen. Zuletzt getroffen am 1. März 2020 in Geilenkirchen, wo Sven und ich aber in der Klasse Gentleman antraten und auch ohne unsere Trucks Spaß satt hatten.

Nun sollten im Frühjahr auch zwei Läufe zum Tamiya Euro Cup in Druffel stattfinden, an mindestens einem der beiden Termine wäre ich bestimmt gekommen, aus Nostalgie mit dem Tamiya TT-01E Race Truck wie schon 2018 und 2019, oder mit dem Gentleman-Renner, oder als Doppelstarter? Beide Termine sind ausgefallen, umso mehr freut natürlich die Einladung von Christian, sofort bin ich Feuer und Flamme und nenne mich umgehend.

Der Tamiya Race Truck ist ständig einsatzbereit, und so soll er zwischen Nennung Anfang August und Rennen Mitte September möglichst oft in Essen auf Teppich rollen, selbst wenn das nicht ganz so authentisch ist (Druffel: Asphalt), aber besser als gar nicht üben. Doch daraus wird lediglich ein Trainingstag, an dem Sven und ich aber ordentlich gleichauf teils nebeneinander durch die engen Kurven des Minidroms jagen, bei für mich ungewohntem neuen Streckenlayout.

Den ultimativen Renntermin des Jahres, den Großen Preis von Druffel, im Oberstübchen beinahe verdrängt, bindet im Spätsommer ein neues Fahrzeug im Fuhrpark meine gesamte Aufmerksamkeit. Mit dem frisch erworbenen und gleich montierten Team Associated SC6.1 2WD Short Course Truck bin ich häufig am Südring in Duisburg Großenbaum auf Kunstrasen, als ob das eine gute Vorbereitung auf das Asphaltrennen mit dem 4WD Onroad Race Truck wäre.

Egal, das Leben macht Spaß und ich habe dadurch sehr häufig meine Sanwa MT-4 Fernsteuerung in der Hand, was das Auge und die Reaktionen mehr schult als auf der Couch lümmeln, Buch lesen oder Maus schubsen.

Der Renntermin rückt näher und ich suche bereits am Freitag schon mal einige Reiseutensilien für die Übernachtung von Samstag auf Sonntag zusammen, Zelt, Isomatte, Schlafsack, Kuschelkissen und Zahnbürste. Und natürlich Ladetechnik, Werkzeug, Sender sowie den Tamiya TT-01E Buggyra Fat Fox Race Truck und daneben als Ersatzteilspender für den Fall der Fälle, der hoffentlich nicht eintreten wird: Den TT-01E Gentleman Mercedes, den TT-01E Scirocco und ganz viele TT-01E Teile, aus denen man gewiss ein komplettes Fahrzeug aufbauen könnte.

Am Freitag erreicht uns eine Mail mit einigen zu beachtenden Hinweisen, woraus hervorgeht, dass sich einige ganz Fleißige bereits für Freitag angekündigt haben. Zu denen gehöre ich aber nicht, Zelten macht mir nichts aus, aber wenn ich es mir aussuchen kann, bin ich lieber im heimischen Bett.


Bei den Mitgliedern des MSC Essen darf ich unter den Pavillon:
Christian K., Bastian, Christian Sch., Jörg und Sven.

Am Samstag frühstücke ich im Kreise der Liebsten, gehe noch für die Familie einkaufen und mache mich dann mit dem Seat Leon Kombi auf den Weg. Ohne Staus bin ich binnen anderthalb Stunden am Westring in Druffel, wo offizieller Trainingsbeginn um 13:00 Uhr sein sollte. Um 13:30 Uhr ist das Fahrerlager schon bestens gefüllt und ich darf mich mit meinem Tisch unter den Pavillon des MSC Essen platzieren in anderthalb Metern Abstand neben Sven.

Auf der gewohnt gepflegten Strecke liegen viele Eicheln, aber alle Trainierenden rasen da einfach durch, so wird dies mir auch gelingen. Noch Freitag Abend habe ich eine Kamerahalterung erdacht, gebaut und über dem Rammer meines TT-01E angebracht. Dort kommt meine Rollei 372 hin, ist sowas ähnlches wie eine GoPro, nur günstiger.

Gemeinsam mit Sven gehe ich auf die Bahn und wir jagen uns durch die Eicheln. Obwohl seit einem Jahr nicht mehr auf Asphalt gewesen, bin ich sofort voll im Thema. Ich baue die Kamera wieder aus, weil ich eh nicht überprüfen kann, ob die Aufnahme etwas geworden ist, hoffentlich. Mit anderen Fahrern entferne ich erst einmal den größten Teil der Eicheln von der Strecke.

Viele Akkus rasen wir, wobei ich im Vergleich mit den netten Kameraden des MSC Essen meist leicht im Vorteil bin. Im Feld aller Trainierenden, ca. 15 der 23 genannten Rennteilnehmer, bin ich mit Rundenzeiten von unter 20 Sekunden ganz weit vorne dabei. Rechts und links im Fahrerlager verschleißen die ersten Vorderreifen, sodass ich meinen Satz, mit dem ich die besten Rundenzeiten hatte, für Sonntag beiseite lege und nur noch mit nagelneuen frisch geklebten Reifen übe.

Die neuen gehen auch und bald sind Rundenzeiten unter 20 Sekunden möglich. Gut zu wissen, diese leicht eingefahrenen Reifen für den Ernstfall parat zu haben. Abends wird gegrillt, dennoch fahre ich bis Einbruch der Dunkelheit. Zwei/drei Fahrer versuchen es mit Beleuchtung an Ihren Trucks, doch das ist nichts für mich. Wir sitzen im Kreise des MSC Essen und anderen, bis ich mir die Zähne putze und ins Zelt gehe, dick eingekuschelt, Campingkollege und Zeltnachbar Sven weiß, dass die Temperatur auf 6°C sinken soll. MSC-Christian hat in seinem Wohnwagen Heizung.

Ich kann erstaunlich gut schlafen, obwohl mir natürlich durch den Kopf geht, dass ich beim Training ordentlich abgeschnitten habe und sogar einige andere der vordersten Raser an meinem Tischlein vorbeischauten. Um meinen vollkommen nach Tamiya Euro Cup Reglement aufgebautes Chassis zu betrachten und zu schauen, wie schön ich die Beleuchtung im Heck eingebaut habe? Lediglich die Carson 3400mAh Akkus habe ich auf Empfehlung von Jörg durch meinen Intellect 6000 mAh LCG LiHV Stick ersetzt.

Es war die Rede davon, dass die von mir wie sonst im Tamiya Euro Cup als auch heute eingesetzte sensorlose Carson-18T-Brushless-Combo schneller sein soll als der dem Bausatz beiliegende Torque Tuned brushed Motor (Mabuchi RS540), aber da mache ich mir keine Gedanken drum, dass haben die Ausrichter bzw. Verfasser der Ausschreibung beim Festlegen der Untersetzungen zur Fairniss aller getan.

Zum Frühstück bekomme ich von Christian zwei Tassen Kaffee, so gestärkt sollte für die drei Vorläufe nichts schiefgehen. Der erste Vorlauf ist nicht um 09:00, sondern um 09:30 Uhr, Glück für den von weit her angereisten Kolli. Die anderen nur-sonntags-Fahrer haben seit 08:00 Uhr geübt, darauf habe ich verzichtet, damit nur ja nichts mehr kaputt gehen kann.


Pali

In meiner Vorlaufgruppe 4 ist kein einziger der fünf anwesenden Sportfreunde des MSC Essen, dafür die mir von den RC Youngtimern bekannten Manfred und Pali. Sind die ersten drei Vorlaufgruppen mit sechs Fahrern besetzt, so sind es in Gruppe vier lediglich fünf Fahrer, wodurch wir vielleicht jeder etwas mehr Platz haben, unsere Kreise ungehindert zu ziehen. Fahrerinnen sind übrigens nicht am Start.

An der Zeitnahme sitzt André, der die Trucker mit ordentlich Abstand aufeinander zum Einzelstart aufruft, sodass auch in den Vorlaufgruppen mit sechs Fahrern jeder etliche Runden ungestört fahren kann. Man sieht keine Rempeleien, höchstens Fahrfehler durch Eicheln oder durchdrehende Reifen. So harmonisch müsste man das immer haben.

Startreihenfolge in unserer Vorlaufgruppe 4: Manfred, Dirk, Pali, René und André. Mit Manfred als auch Pali hatte ich im Laufe des Samstags Kopf-an-Kopf-Rennen, was bringen die kommenden acht Minuten? Nichts Spektakuläres, außer dass wir alle sehr flink sind, Pali nicht ganz so wie tags zuvor. Zieleinlauf, obwohl der physikalisch gar nicht so zu sehen war, sondern nur auf der Uhr: Manfred 24 in 8:04, René 24 in 8:06 und ich 24 in 8:07 (24 Runden gefahren in 8 Minuten und 7 Sekunden).

Weil ich keinen einzigen Fahrfehler und eben auch keine Zweikämpfe hatte und einfach nur stramm durchgefahren bin, Runden knapp unter als auch knapp über 20 Sekunden, aber niemals über 21, ist das wohl ein realistisches Abbild meines Könnens sowie die siebentbeste Zeit im 21-köpfigen Feld.

Schulterklopfen im Fahrerlager seitens der Sportfreunde vom MSC Essen, und ich kann es kaum fassen, so weit vorne in einem riesigen Fahrerfeld mit beinahe gleichen Fahrzeugen? Nun, ein wenig ahnte ich sowas schon am Samstag beim Training, aber nicht, dass ich das auch umgesetzt bekäme, da mich normalerweise die eigene Nervosität daran hindert, greifbare Chancen auch wirklich umzusetzen.

Nun heute hat es mal geklappt, wenngleich einem der Gedanke durch den Kopf schießt, warum eigentlich nicht Sechster? A-Finale? Tja, gestern beim Training sind vier Piloten mit ihren Fahrzeugen durch ihre Geschwindigkeit auf der Strecke, wie sie ihre Race Trucks in jedem Streckenabschnitt sicher führen und anhand ihrer Rundenzeiten aufgefallen.

Das sind im ersten Vorlaufdurchgang: Björn mit 25 in 8:03, Patrick 25 in 8:14, Gastgeber Christian 25 in 8:15 sowie Tobias 25 in 8:16. Ja, die vier kochen ihr eigenes Süppchen, doch wer könnte die zwei verbleibenden A-Finalplätze bekommen? Natürlich die beiden Spitzenreiter meiner Vorlaufgruppe 4 Manfred und René. Die sind wie ich fehlerfrei und schnell gefahren, halt ein kleines Quentchen schneller als ich und somit ist alles in bester Ordnung.

Wir haben noch zwei Vorläufe vor der Brust, stets betrachte ich skeptisch meine Reifen. Die hinteren, weil die zweieinhalb Jahre alt sind und schon etliche Asphalt-Rennen auf dem Buckel haben, unter Anderem die Deutsche Meisterschaft Tamiya Euro Cup 2018 in Sonneberg. Doch die Reifen sind total in Ordnung. Mehr Sorgen bereiten die Vorderreifen, die ich vor andérthalb Jahren geklebt habe. Die haben auch schon Rennerfahrung, Teppich als auch Asphalt und haben gestern beim Training viel Freude bereitet, dabei anscheinend auch gelitten.

Mindestens zwei mal acht Minuten müssen sie noch halten, besser noch fünf mal acht Minuten. Schmieren tue ich nicht, obwohl dies Fahrer aus dem Spitzenquartett erfolgreich praktizieren, ich verzichte darauf. Für Tourenwagenräder gibt es Heizdecken, so etwas besitze ich nicht. Besäße ich sowas, würden die nicht um die Truckreifen passen. Aber vom Sieger des Tamiya Euro Cup Deutschland Finales habe ich einen Trick abgekupfert, nämlich den Wagen rücklings in die pralle Sonne legen, das wärmt die Reifen zwischen zwei Durchgängen und pralle Sonne haben wir genug.

Im zweiten Vorlauf der Gruppe 4 möchte Manfred wissen, ob sein TT-Chassis mit einer Buggyra Fat Fox Karosserie schneller wäre als mit seiner im ersten Vorlauf eingesetzten Carson Mercedes Karosserie. Das Experiment misslingt, unser Primus kann sich nicht auf die geänderte Gewichtsverteilung umstellen und wird nach hinten durchgereicht. Somit fährt René vorne weg, obwohl ich laut Zeitmessung auch mal die Nase vorne habe.

Aber leider zweimal um 90° gedreht, einmal in der langgezogenen Kurve nach der Geraden, ein andermal im Omega nach der Schleife. Hat wohl jedesmal eine Sekunde gekostet. Dennoch verbessere ich mich im Vergleich zum ersten Durchgang, schaffe die 24 Runden in nun 8:05, doch was wäre rausgekommen ohne die zwei Dreher? Die Führung in der Vorlaufgruppe 4 und ein Platz im A-Finale wäre für mich rausgesprungen, habe ich es doch geahnt, ist die Chance zum Greifen nahe, verbasele ich es selbst. Dann ist es halt so.

Doch es fühlt sich gut an, im Zweiten Durchgang Fünfter aller 21 Teilnehmer zu werden, aber leider mit der siebtbesten Zeit des Vormittags. So soll es also nichts sein mit dem gemütlichen A-Finale, wo man den ganzen Nachmittag schneller oder langsamer fahren kann und den sechsten Platz sicher in der Tasche hat. Es wird also das B-Finale, wo ich weit vorne wäre, aber in drei Läufen fünf verbittert kämpfende Verfolger abschütteln müsste, um Platz sieben zu behaupten oder gar bis Platz zwölf durchgereicht zu werden.

Wieder Schulterklopfen seitens der Tischnachbarn im Fahrerlager ob der Verbesserung um eine Sekunde über die 24 Runden bzw. neue beste Runde 19,53 statt 19,85 im ersten Durchgang. Und die übliche Reifenpflege, Kontrolle, ob die Vorderreifen Risse haben, alle vier Reifen mit Bremsenreiniger polieren und Chassis in die Sonne legen. Sonst wird nichts am Fahrzeug gemacht, bin ja nicht blöd und experimentiere, wo es doch so schön schnell fährt.


René

Im dritten Vorlauf Startreihenfolge nach Zwischenrangliste, also René vor Manfred vor Dirk vor Pali und André. Renés MAN in Fanta Lackierung ist vom Start weg langsam, jede Runde über 21 Sekunden. Der eigentliche Rudelanführer ist Sportsman genug und lässt alle Kameraden großzügig passieren, fortan also Manfred (jetzt wieder mit seinem im ersten Durchgang erfolgreichen Carson Mercedes) dicht gefolgt von mir. Weil wir Runde um Runde je nach Streckenabschnitt den gleichen Abstand in Metern haben, muss Zeitnehmer André stets genau schauen, wer aktuell die Nase eine Nuance vorne hat.

Ich bin heilfroh, dass es wegen der Meter Abstand nie zum Zweikampf Karosserie an Karosserie oder einem gewagten Überholmanöver kommt, in mir drin weiß ich, dass es nichts wird mit A-Finale und heize hier ohne Druck ordentlich rum, einfach weil es Spaß macht. André sagt immer an, wieviel Minuten Fahrzeit wir noch vor der Brust haben. Drei Runden vor Schluss habe ich wohl beim passieren der Zeitschleife die Nase vorn, yeah! Eine Runde vor Schluss liegt Manfred vorn, och nö!


Manfred

Überzeit, und noch eine fetzige Runde gerast und über die Schleife und ... Zeitnehmer André sagt, ich hätte den dritten Vorlauf für mich entschieden. Hui, in der allerletzten Runde des letzten Vorlaufs?! Na so macht RC-Car fahren Spaß, Kopf-an-Kopf-Rennen ohne Karosserieberührung (weil in sicherem Abstand, aber auf der Uhr), die drei Überrundeten machten sportlich fair im entscheidenden Moment Platz, schön schnell rasen ohne selbst Fahrfehler zu machen, und am Ende ein knappes Duell gewinnen.

Erneutes Schulterklopfen der Kameraden, doch wie ist die Zeit? Erst Wannenchassis mit dem Kompressor auspusten oder den Aushang abwarten. Der Aushang kommt fix, ich benötigte im dritten Vorlauf für die 24 Runden 8 Minuten und drei Sekunden, somit besser als Renés 8:04 aus dem zweiten Durchgang. Ich also knapp hinter D'Artagnan Björn und den drei Musketieren Patrick, Tobias und Druffel-Christian? Nö, Roman aus Vorlaufgruppe 1 lieferte im dritten Durchgang 24 in 8:02. Das muss ich als Sportler hinnehmen, nehme ich aber gerne hin, denn ich bin mit der sechstbesten Zeit des Vormittags im A-Finale!

Da habe ich doch glatt in der wirklich letzten Runde von 3 x 24 = 72 Runden das Ticket für das eigentlich von mir schon abgeschriebene A-Finale gelöst, mit sagenhaft knappen 22 Hundertstelsekunden vor Manfred, sagt die Zeitmessung. Und meine beste Runde habe ich auch noch einmal gedrückt von 19,53 auf 19,50.

Welch ein Vormittag, und das, obwohl ich recht unmotiviert und unehrgeizig in den dritten Vorlauf gestartet bin. Eventuell war das genau der Schlüssel zum Erfolg, dass ich mich nicht unter Druck gesetzt habe, unbedingt das A-Finale erreichen zu wollen oder zu müssen. Genau deshalb war ich unverkrampft und habe keinen einzigen Fahrfehler, wie schon im ersten Durchgang, gemacht. Bei hohem Tempo, weil das soviel Spaß macht.

So schmeckt die Bratwurst zum Mittag besonders lecker.

Stolz wie Oskar klebe ich eine Startnummer 6 auf die Seiten meiner Buggyra Fat Fox Karosserie und freue mich auf den Nachmittag. Ich werde Spaß haben beim Tamiya Race Truck fahren wie schon am Samstag beinahe auf Augenhöhe mit den Besten, habe nichts zu verlieren und kann nur gewinnen.


D-Finalisten Matthias, Bastian, Waldemar und Andreas.

Doch erst mal bin ich Helfer im D-Finale, dort schlägt sich Bastian vom MSC Essen -bei seiner ersten Rennteilnahme seines Lebens überhaupt- wacker, wobei er verzweifelt nach Grip sucht, wie schon am gestrigen Samstag als auch in den Vorläufen. In den Finaldurchgängen 2 und 3 klappt das deutlich besser, liegt wohl an der Temeratur des Asphalts.


Startaufstellung D-Finale: Matthias vor Bastian vor Andreas und Waldemar.

Wenn bei mir heute vormittag nicht alles so glänzend verlaufen wäre oder ich mir etwas hätte wünschen können, so hätte ich mich gerne für das C-Finale qualifiziert, wo Jörg, Christian K. und Sven ein MSC-Familien-Rennen fahren in Begleitung von Kolli und zwei weiteren Truckern. Jo, das wäre eigenlich genau mein Ding und wie ich im August genannt habe, vorgestern Freitag meine Sachen packte und am gestrigen Samstag anreiste, meinte ich zu wissen, dass ich sportlich wie menschlich genau hierher gehöre.


Startaufstellung C-Finale: Kolli vor Thorsten vor Jörg vor Christian K. vor Sven und André

Im C-Finale ist nicht sonderlich Musik drin, abgesehen davon, dass Thorsten zweimal Kolli überholt, hadern die verbleibenden Vier mit sich selbst oder auch ihren Trucks und landen am Ende auf den Plätzen, wie sie in die Finalserie gestartet sind. Am solidesten fährt dabei Christian K., der im ersten Rennen seiner Karriere kontinuierlich seine Linie findet.


Tamiya TT-01E Chassis unter der Buggyra Fat Fox Karosserie von Christian K.
In der Ausschreibung stand, sonderlich viel Tuning sei weder nötig noch erwünscht.

Einen undankbaren Platz im B-Finale ohne Vereinskameraden erwischt MSC-Christian, ja gut, es ist schon erstrebenswert, so weit wie möglich nach vorne zu kommen. Christian hat wie viele Anwesende extrem viel RC-Car-Erfahrung, insbesondere Elektro-Onroad, doch heute ist nach einigen Trainingstagen auf Teppich im Minidrom seine Tamiya TT-01E Race Truck Rennpremiere (mit einer 18T-Carson-Combo von Jörg) und das auch noch auf Asphalt. Ebenso wie Bastian verzweifelt auf der Suche nach Grip, gelingen ihm zwei Vorläufe mit 24 Runden.


Startaufstellung B-Finale: Manfred vor René vor Dustin vor Christian und Pali.

Christian startet von Platz vier, im B-Finale sehe ich die meisten Karambolagen, stets unbeabsichtigt, wobei die Reihenfolge der Trucks stets schön durcheinandergewürfelt wird. Nach diesen Durcheinander formiert sich das Feld neu, wobei meine Vorlaufkameraden der Gruppe 4 am Tagesende das Spitzentrio bilden: Manfred vor Pali vor René. Am beachtlichsten dabei Pali, der sich in allen drei B-Finalen von Startplatz 5 auf Platz 2 vorarbeitet. Im ersten und zweiten B-Finale gar nur hauchdünn hinter Manfred über die Ziellinie rollt.


Der Tamiya TT-01E Buggyra Fat Fox von MSC-Christian.

Christian macht nichts falsch, fährt stets 24 Runden, wird in allen drei B-Finalen Vierter, doch der Computer setzt ihn am Tagesende auf Rang 6 des B-Finals, weil die Ergebnisse um ihn herum unter Berücksichtigung der Streicher wechselhaft und für Christian zum Nachteil sind. Somit Zwölfter im Gesamtfeld und bester Essener.


B-Finalisten: MSC-Christian, Pali, Thorsten B. und Manfred.

Im A-Finale, welches ich mir gestern vor dem Einschlafen im Zelt beim Anblick der Gestirne bei sternklarer Nacht gewünscht habe, aber wiederum nicht so sehr, dass ich nicht hätte schlafen können, darf ich mir als mit Abstand Ältester meinen Lieblingsplatz in der Mitte des Fahrerstandes aussuchen und als Letzter auf der Geraden meinen Buggyra Fat Fox parkend das Startsignal erwarten.

Vor mir sind entsprechend der Vorlaufrangliste Björn, Tobias, Druffel-Christian, Patrick und Roman. Wie ich das selbst noch nicht mitgemacht habe, aber schon oft in A-Finalen beobachten konnte, insbesondere nach grauenhaften Rempeleien in Offroad-B-Finalen, ist das extrem nahe beinanderfahren ohne Karosserieberührung, es wird immer zurückgezogen, nie durchgezogen. So auch die ersten Kurven nach dem Start, wo das auf der Geraden deutlich auseinandergezogene aus sechs Tamiya Race Trucks bestehende Feld plötzlich auf zwei Quadratmetern vereint ist, so auch in der Schikane bei einiger Geschwindigkeit. Hammer, ich ich dabei! Natürlich zieht sich das Feld auch wieder auseinander und von Runde zu Runde werden Abstände deutlicher.


A-Finalisten: Roman, Patrick, Björn, Dirk, Manfred(B), Druffel-Christian und Tobias.

Was die vier Schnelleren (die mit den 25 Runden im Vorlauf) treiben, sagt der Sprecher stets an, doch darauf kann und will ich mich nicht konzentrieren, ich möchte doch mit meinem blauen an Romans rotem Buggyra Fat Fox dranbleiben. Ich möchte mich hier nicht ausruhen und am Tagesende die Lorbeeren für Platz 6 einheimsen, sondern anständig mitfahren und wie ein Sportler bis zuletzt kämpfen.

Und mein Einsatz wird belohnt, ich habe Glück. Nein, so darf man das nicht schreiben. Roman hat Pech und sein Truck kippt zwar nicht, aber bricht ordentlich aus in der Kehre vor dem Fahrerlager, was ihn viel Zeit kostet und mir die Chance bietet, ihn zu überholen. Auf der Geraden habe ich Runde für Runde einen Vorsprung vor etwa zehn Metern, was leider im Infield so gut wie nichts ist, und der Abstand wird kontinuierlich geringer. Wenn er denn aufschließen sollte, werde ich so gut es geht dichtmachen, so ist das im Rennsport, aber wird es soweit kommen?

Werde ich nicht eher vor lauter Nörvosität ob der in Aussicht stehenden Verbesserung meiner Position einen Fahrfeler machen, der Roman das Kontern erleichtert? Zu meinem eigenen Erstaunen hält das Nervenkostüm, erneut habe ich Glück, nein, so darf man das nicht schreiben. Erneut hat Roman Pech und rutscht in der Kehre vor dem Fahrerlager, was mir einen sehr bequemen Vorsprung von etwa der Länge der Geraden verschafft, die extreme Nervosität ist weg. Dennoch darf ich mir keinen Fahrfehler erlauben, mache ich auch nicht und werde im ersten A-Finale Fünfter.

Schulterklopfen der Kameraden und extrem rührt mich eine Whatsapp-Nachricht vom unangefochtenen Minidrom Champion Norick auf Christians Smartphone, in der er mir für die beiden kommenden Finaldurchgänge weiterhin volle Konzentration wünscht. Uff, fühle ich mich geehrt.

Also sprortlich ist ja nun beinahe erreicht, was überhaupt zu erreichen geht, doch halten meine Lieblingsreifen noch 16 Minuten oder muss ich auf die gestern ein wenig eingefahrenen zurückgreifen? Never change a winning team? Oder: Never change a running system? Oder was gäbe es jetzt noch so für dolle Weisheiten zu verkünden?

Im zweiten A-Finale ich klar logisch wieder von Platz 6 startend, wird mir noch einmal so ein Husarenstück wie im ersten A-Finale gelingen? Jetzt habe ich Blut geleckt. Dem ist aber nicht so. Noch einmal lässt sich Roman nicht die Butter vom Brot nehmen. Wieder ein schöner Start mit der anschließenden Enge in der Schikane ohne Rempelei. Wieder versuche ich, an Roman dranzubleiben und warte auf meine Chance, doch es kommt keinen. Roman fährt seinen Stiefel runter und ich meinen, auf der Geraden etwa zehn bis zwölf Meter Abstand, den ich mal um einen Meter verkürzen, der aber eine Runde später wieder hin ist, anstatt deutlich aufzuschließen. Und so knöpft Roman mir zwei Sekunden ab, wie ich ihm im ersten A-Finale. Unentschieden.

Immerhin eine neue beste Runde ist dabei, eine 19,41. Auch am Samstag hatte ich bei fast jedem Akku Zeiten unter 20 Sekunden, ganz genau habe ich mir die auf dem Laptop abgelesenen Zahlen nicht gemerkt, aber sowas war glaube ich nicht dabei. Die Sonne scheint herrlich, aber nicht zu unangenehm heiß. Mein Zelt ist bereits in der Mittagspause abgebaut und im Seat Leon Kombi verstaut, der Intellect 6000mAh LiHV LCG Stick Akku wird ein letztes mal auf 8,4 Volt geladen, das Ladegerät eingepackt und die inzwischen an den Innenseiten sehr dünnen Vorderräder müssen noch 8 Minuten halten.

Keine aggresive Einführungsrunde, ich möchte auf kurzem Weg zur Startaufstellung und möglichst lange Spaß haben mit meinen Reifen. Habe ich auch nach dem Start des dritten A-Finals in der gewohnten Reihenfolge. In der ersten Durchfahrt der Schikane wirft es Anführer Björn aus der Bahn und er muss hinterherfahren. Wenn ich mich recht erinnere, ist Romans roter Renner nach einem kurzen Gerangel beinahe aller Fahrzeuge (außer meinem) sogar kurzzeitig an der Spitze des Feldes.

Doch die Spitzenfahrer erobern nach und nach ihre Positionen wieder, Roman (5) und ich (6) auch. Stets, wenn mein Truck am Fahrerstand vorbei fährt, höre ich ein lustiges Flap-Flap-Flap. Ich habe keine Erfahrung, was es mit dem Geräusch auf sich haben könnte, aber ich spekuliere mal, dass jetzt ein Vorderreifen aussieht wie Sven's gestern. Nun ist nicht die Frage, ob ich Roman einholen oder überholen könnte, sondern ob mein Buggyra Fat Fox überhaupt die 8 Minuten drittes A-Finale bis zum Ende durchfährt?

Ja, macht er. Während alle, deren Wagen wegen Reifenschaden ausgeschieden sind, moserten sie hätten keine Lenkung mehr, fahre ich einfach weiter als wäre nichts. Es ist sogar eine Runde mit 19,54 dabei. Und es kommen 24 Runden bei raus obwohl dieses Flap-Flap bereits eine Minute nach dem Start zu hören war. Und es ist nicht ein Vorderreifen an der Innenseite aufgerissen, sondern beide. Und die 24 Runden hat mein Truck mit zwei kaputten Vorderreifen in einer Zeit zurückgelegt, die kein Essener Truck je erreichte. Jetzt werden die Reifen aber aussortiert.

Der Truck nicht, der wird Mitte November im Minidrom benötigt bei einer Neuauflage des soeben vergangenen Tamiya Race Truck Wochenendes, nur eben in der Halle auf Teppich. Selbstverständlich möchte ich Mitte November gerne dabeisein, doch muss ich schauen, ob ich am Wochenende vorher unbedingt mit meinem Tamiya M-05 Karmann-Ghia unbedingt beim letzten Lauf der Lüdenscheider Vereinsmeisterschaft unbedingt im Minidrom sein muss od auch das Wochenende nach dem Truck Event am MSC-Pokal teilnehem? Fragen über Fragen, Termine über Termine?!

Vielen Dank an Björn für die Idee und Christian, der die Veranstaltung gemeinsam mit André durchgeführt hat. Hoffentlich findet das im kommenden Jahr 2021 wieder statt, als reines Truck Race oder im Rahmen des Tamiya Euro Cups. Oder ich fahre zweimal nach Druffel? Immer wieder gerne, wenn man nur wüsste, das das Wetter immer so genial mitspielt wie an diesem Wochenende.

Auf dem Heimweg sehe ich in Duisburg ein Cabriolet, wobei mir einfällt, dass am kommenden Samstag die MSC-Pokal-Serie 2020/2021 beginnt, an der ich mit meinem Tamiya TRF419XR in der Klasse VTA (Vintage TransAm) teilnehmen möchte.


Einzelstart Vorlaufgruppe 2 mit Kolli (gelb/weiß), MSC-Christian(orange) und Bastian (mintgrün).


Die sympatischen Typen in der Zeitnahme, Druffel-Christian und André.


Einzelstart Vorlaufgruppe 3 mit Jörg (grau/mitte).

Eigens angefertigte Shirts.


Jörg

 
Thorsten B.


Andreas Sch.


Bastian


Mein Red Bull Buggyra Fat Fox darf mit den Essenern auf ein Foto:
Bastian, Christian Sch., Christian K., Jörg und Sven.


Die klasse Rennstrecke in Druffel am Westring.


Siegerehrung mit Björn und Druffel-Christian.

Die Sieger: Patrick (2.), Björn (1.) und Tobias (3.)

Abgesehen vom dritten A-Finale mit den zerschlissenen Vorderreifen zeigen meine Zeiten in den beiden ersten A-Finalen, dass ich heute nicht ins B-Finale gehörte.