28.12.2021 Schon wieder neue Ufer?

Das Wort Ufer kam bereits dreimal in Überschriften von SC10-Berichten vor, 02.10.2014 (mein erstes Onroad-Rennen), 05.03.2019 (unsere ersten Scale Crawler) sowie 24.07.2019 (mein erster Tourenwagen). Heute schon wieder? Und was hat das 3D-Druck-Hobby mit ferngesteuerten Modellautos zu tun? Ich gebe ja zu, dass das Fahren mit den Scalern oder Crawlern oder Scale Crawlern langweilig ist, doch das Beschäftigen mit diesen Fahrzeugen macht schon Freude.

Und es machte mich in meinem Leben stets stolz, wenn ich mir neue Kenntnisse aneignete. Das war im Erwachsenenalter das Erlernen von Snowboardfahren, der Motorradführerschein, das Bedienen des ersten eigenen Computers, das Erstellen der ersten eigenen Internetseiten, digitale Blidbearbeitung, digitale Videobearbeitung und vor nicht allzu langer Zeit das Wakeboardfahren.

Abgesehen davon hat es ganz schön lange gedauert, dass bei mir der Knoten platzte, dass ich bei RC-Car-Rennen nicht immer Bummelletzter wurde, sondern neuerdings ordentlich im Mittelfeld mithalte mit Potential noch oben. Immerhin was dazugelernt, nämlich so ein schnelles Fahrzeug bei hoher Geschwindigkeit in der Bahn zu halten.

Im Anschluss an den Bericht vom 05.03.2019 waren wir oft am Scale Park genannten Crawlerhang des RCRT Duisburg in Großenbaum, wo Sohnemann oft Gespräche von erfahrenen Crawler- und Scaler-Chaoten aufschnappt, in denen es meist um 3D-Druck geht. Ist das was für unsere Familie, oder nimmt einem das nur Zeit, sich um die wirklich wichtigen Dinge des Lebens, wie zum Beispiel RC-Car-Rennen, zu kümmern.

Um das herauszufinden besuchten wir an drei Freitag-Abenden die Volkshochschule Hamborn, wo uns ein netter Dozent die Materie 3D-Druck näher brachte und mich auf Ideen brachte, was man damit so alles anstellen könnte. Im vergangenen Monat habe ich etliche Aufträge dieser Art an Dienstleister vergeben, ärgerlich ist dabei, neben einigen dokumentierten Rückschlägen, dass man stets, wenn man eine ganz tolle Idee vom Kopf auf Papier und dann in den PC bringt, es noch mindestens 10 Tage dauert, bis man ein Ergebnis in den Händen hält, viel Zeit, wenn man ungeduldig ist, und viel Zeit, wenn man an den Teilen sehen möchte, was nicht ganz gut ist und was verbessert werden müsste.

Einzige Lösung, um aus dem Schlamassel rauszukommen, ist der Erwerb eines eigenen 3D-Druckers. Der kommt heute um 15°° Uhr. Und das Lernen im Erwachsenenalter hört nie auf. So kommt der 3D-Drucker in einem 19kg schweren Karton, der erst einmal drei Etagen raufgeschleppt werden möchte. Und das größtenteils vormontierte Gerät muss noch abschließend zusammengesetzt, verschraubt und verkabelt werden.

Laut der chinesischen und englischen Anleitung erfährt man, dass man sich auf seinem PC ein Slicer-Programm installieren muss, jüngere Menschen sagen dazu wohl App. Das Slicer-Programm heißt Cura von Ultimaker und ist für die 3D-Drucker der Firma Ultimaker gedacht, wird von der Ultimaker-Internetseite downgeloaded, soll aber auch für meinen Anycubic Mega X geeignet sein. Und wieder lernen:

Die von mir mit Tinkercad am PC erstellten .stl-Dateien werden in das Cura-Slicer-Programm eingelesen, und mit dem Slicer-Programm wird für den Anycubic Mega X ein Gcode erstellt, diese Datei mit der Endung .gcode wird auf einer SD-Karte gespeichert. Und diese SD-Karte kann man in einen Schlitz am 3D-Drucker stecken und über den bunten Touchscreen am 3D-Drucker (Sprache ist wählbar: chinesisch oder englisch) löst man dann den eigentlichen Druck aus, sofern man mit Hilfe der englischsprachigen Anleitung vorher gerafft hat, wie man das Druckbett nivelliert und das Filament zuführt.

Da mir der liebe Gott nicht zwei linke Hände gegeben hat, ich in der Schule englisch lernen durfte und glücklicherweise auch sonst nicht auf den Kopf gefallen bin, meistere ich diese vielen unterschiedlichen absolut neuartigen Herausforderungen im Laufe des Nachmittags, sodass ich am Abend doch tatsächlich zwei von mir am PC entworfene und jetzt mit dem eigenen Drucker hergestellte Teile in den Händen halten kann.

Übrigens dauerte die Herstellung des Karosseriepfostens eine halbe Stunde als auch die Fahrtenreglerplatte eine halbe Stunde, für industrielle Massenfertigung also nur bedingt geeignet. Froh war ich, dass mit dem Drucker eine Kilo-Rolle PLA Filament mitgeliefert wurde, damit der Spaß gleich losgehen kann, nicht so froh bin ich, dass mir der Zufall die Farbe weiß zuteilte.

Eine Kilo-Rolle schwarzes PLA Filament habe ich bereits bei ebay für 10 € bestellt. Mit weiteren Drucken, wie zum Beispiel einer LandRover Stoßstange, warte ich, bis das schwarze Filament aus Bremen eintrifft. Aus Neugier habe ich schon aus der LandRover Stoßstange .stl-Datei vom Ultimaker Cura Slicer Programm den Gcode auf SD-Karte speichern lassen, dabei erfahre ich, dass die Herstellung des unteren Teils der Stoßstange über eine Stunde dauern wird.

Witzig, obwohl der 3D-Drucker in seiner Karriere wohl hauptsächlich schöne Teile für Scale Crawler herstellen wird, sind die beiden ersten Werke ausdrücklich für Rennfahrzeuge. Also der Karosseriepfosten hinten für den Team Associated SC6.1 Short Course Truck. Ob Werner seine 4x4-Traxxas-Slash, für welche die Fahrtenreglermontageplatten sind, als Rennfahrzeuge bezeichnet, bleibt ihm überlassen?

Ein langer Tag ist zu Ende, an dem ich mal wieder viel gelernt habe, doch wo ist das eingangs erwähnte Ufer, das rettende Ufer, ein Leben ohne PC, dafür ein gemütliches Bett?

Oben links: Prototyp 2.2

Unten vlnr: Asso, Prototyp 1, Prototyp 2.0 und Prototyp 2.1